RAF will nicht aussteigen

■ Untergrundgruppe lehnt Auflösung ab

Berlin (taz) – Die Rote Armee Fraktion (RAF) löst sich nicht auf, wie es mehrere inhaftierte ehemalige Mitglieder der RAF in den vergangenen Monaten gefordert haben. In einer gestern der taz zugegangenen fünfseitigen Erklärung mit dem RAF-Symbol gehen die unbekannten Verfasser auf diese Forderung nicht ein. Sie erklären aber: „Die Entscheidung von einzelnen führt weder dazu, daß der revolutionäre Kampf gleich ganz abgeblasen wird – noch dazu, daß in der zukünftigen Linken nicht wieder illegale Kampfstrukturen gebraucht werden.“

Potentielle Aussteiger werden in der Erklärung zum Schweigen aufgerufen: „Es bleibt für alle Zeiten dabei – Zerfallsprozesse hin oder her: Keine Aussagen über bestehende illegale (oder legale) Strukturen! Keine Aussagen über geheime Exilorte und Strukturen!“

Die Verfasser erteilen nicht nur dem Aussteigerprogramm des Kölner Verfassungsschutzes eine eindeutige Absage, sie werfen den Behörden auch vor, den kürzlich vom Verdacht des Terrorismus entlasteten Christoph Seidler jahrelang wider besseres Wissen verfolgt zu haben. Die RAF bestätigt, daß der lange Zeit als Herrhausen- Attentäter gesuchte Seidler nie zu den Aktivisten im Untergrund gestoßen ist. Aussteigerprogramm und Kronzeugenregelung seien zwei Seiten einer Medaille: „Illegale oder Gefangene sollen dazu gebracht werden, sich zum Werkzeug des Staatsschutzes zu machen und so nicht nur ihre GenossInnen, sondern auch ihre eigene Geschichte zu verraten.“

Ausführlich nehmen die Autoren der Erklärung zu dem Anschlag auf den Gefängnisneubau in Weiterstadt am 27. März 1993 Stellung. Die Strafverfolger verbreiteten in diesem Zusammenhang „Märchen“, etwa daß der Sprengstoff mit Motorrädern von „legalen“ Mitgliedern der RAF transportiert worden sei. Allein die Tatsache, „daß unser Kommando gut eine Tonne Sprengstoff in Weiterstadt benutzte“, zeige, wie absurd der Vorwurf sei. wg

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Dokumentation Seite 14