„Das Ultimatum von Martin Wuttke lautete nun mal so“

■ Peter Sauerbaum, Geschäftsführer des Theaters, über die Situation am BE nach der Kündigung des Intendanten

taz: Herr Sauerbaum, wie konnte es zu dieser für das Berliner Ensemble und für die gesamte Berliner Theaterlandschaft desillusionierenden Situation kommen?

Peter Sauerbaum: Am 7. November hat Martin Wuttke erklärt, er werde als Intendant nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn der Senat nicht die formalen Voraussetzungen dafür schafft, daß bis Ende November 1996 der versprochene Subventionsvertrag bis zum Jahr 2002 abgeschlossen wird. Es hat dann Gespräche mit dem Senat gegeben. Leider vergebens.

Aber an Vertragsmodalitäten allein kann es doch nicht gescheitert sein. Andere Theater haben auch keine größere Planungssicherheit ...

Es ist ja nicht zu ändern. Das Ultimatum von Martin Wuttke lautete nun einmal definitiv so.

Es gibt also keinen Zusammenhang zu der Kündigung von Regisseur Einar Schleef?

Nein, den sehe ich überhaupt nicht. Das Verhalten von Herrn Schleef hat nichts mit dem Subventionsvertrag zu tun. Ich weiß natürlich nicht, was Herrn Schleef bewogen hat, vertragsbrüchig zu werden.

Wird Martin Wuttke dem Berliner Ensemble als Schauspieler weiterhin zur Verfügung stehen?

Martin Wuttke ist dem BE als Schauspieler weiter verbunden und probt derzeit „Monsieur Verdoux“ in der Regie von Werner Schroeter. Er wird in der nächsten Woche mit Heiner Müllers „Quartett“ auf einem Festival in Paris sein. Ferner planen wir, auf den bevorstehenden 100. Geburtstag Brechts auf angemessene künstlerische Weise zu reagieren. Damit beginnen wir weit vor dem 10. Februar 1998, dem Geburtstag Brechts.

Wie soll es denn weitergehen? Das Ausscheiden Wuttkes hat ja auch eine künstlerische Seite.

Wuttkes Abgang wird gewiß nicht ohne Wirkung sein, aber ein Theater definiert sich durch seine künstlerische Produktion. Die bestehenden Planungen, die ja auch in Abstimmung mit den Brecht- Erben gemacht wurden, sind angesichts der reduzierten Subventionen nun zu überprüfen und dann so zügig wie möglich zu realisieren. Es wird eine Reihe von Aufmerksamkeit erheischenden Inszenierungen geben.

Haben Sie schon einen Nachfolger für Wuttke im Visier?

Ich habe bis zuletzt daran gearbeitet, Wuttkes Rücktritt zu vermeiden. Über einen Nachfolger haben wir nicht nachgedacht.

Auch nicht über Peter Stein?

Nein. Wir haben mit Peter Stein über die Inszenierung eines Brecht-Stücks gesprochen. Das ist dann aber nicht zustande gekommen. Interview: Harry Nutt, Berlin