Konkuhrenz

Um Sonnenbank-Heinzi mach ich mir richtig Sorgen. Er ist nämlich total aussen Wind, seitdem de Dam' aus sein' Sauna-Club sich Sexualpraktikerinn' nenn', für Kranken- und Rentenversicherung einzahln und das Entgelt, das sie nu von ihre Kunden abfischen, total legal und voll zu versteuern ist. Außerdem müssen sie Quittung' rausgeben, wo auch de Mehrwertsteuer ausgeworfen sein muß. Was Heinzi nu ausse Socken gezogen hat, war aber, daß er vonne Versicherung' vonne Dam' den vollen Arbeitgeberanteil berappen mußte. Gut, er hat seine Angestellten auf 590-Mark-Jobs umgepolt, das hieß für ihn und für de Frauen aber Zweistundenschichten, was nu wieder ein Wahnsinns-Organesazionsaufwand bedeutet. Das schlimmste für ihn ist aber, daß man sein' Sauna-Club nicht als Ausbil-dungsbetrieb anerkannt hat, weil, so habn ihn das de Herrn von' Arbeitsamt nach ihre Inspekzion mitgeteilt, „die Bandbreite der angebotenen Sexualpraktiken nicht ausreicht“. Für Heinzi sein' Laden heißt das nu Finito, beziehungsweise für ihn: Umschulung. „Aber zu was?“ fragt er immer wieder und kann mit Mühe de Trän' zurückhalten. „Wie wärs denn mit der Immobilienbranche?“ schlägt nu Zahnarzt Dr. Raffler vor, der sich grade wieder sein' Focus reichen läßt, wo er in den Artikel „Die 100 besten Zahnärzte Deutschlands“ mit seine Praxis erwähnt ist. Was ihn zwei Goldkron' für den Redaktör gekostet hat. „Immobilienbranche hatte ich auch ins Auge gefaßt“, schluchzt Heinzi, „denn ich kann auf Menschen zugehn und ihnen alles verkaufen, aber diese Prüfungen und Tests waren einfach zu schwierig. Außerdem hätte ich für die Vorbereitungskurse 500.000 hinblättern müssen!“ „Ja“, nickt nu Herr Studienrat Arnold und pflückt sich drei Arztromane von' Ständer, weil er diese Lektüre braucht, um sich vonne schwere Leistungskurslektüre in sein' Fach Deutsch zu entspann', „das habe ich auch schon gehört, andererseits verlangen ja diese Scientologen Leistung und Opferbereitschaft, was gerade der Immobilienbranche gut bekommen ist.“ Revierförster Noske vonne Großneumarktwache, der sich jede Woche de neuen Duitjurself-Zeitschriften holt, ist ja de meiste Zeit schwer an' Grübeln, was de Polezei an zusätzliche Dienstleistung' bring' könnte, damit se noch attraktiver wird. „Wenn bei der Post schon Bücher und Suppensnacks verkauft werden“, hat er neulich gesagt, „dann sollten wir einen bürgernahen Service anbieten, der vom Babysitting bis zum Dackelausführen reicht.“ Jetzt, wo er Heinzi in seine Geknicktheit sieht, meint er: „Und wie wärs mit PKW-Transfer in den ehemaligen Ostblock?“ „Fest in polnischer und rumänischer Hand“, flüstert Heinzi. „Und die Schutzgeld-Branche?“ „Beherrschen die Chinesen und Russen.“ „Bleiben also nur die Firmen, die auf das Eintreiben von Außenständen spezialisiert sind“, knurrt Revierförster Noske, „obwohl das eigentlich ein Aufgabengebiet unserer Polizei sein könnte.“ „Bei den Schuldenerinnerern hab ich mich auch schon beworben“, schluchzt Heinzi, „aber ich bin ja so ungeschickt, als ich neulich einem Schuldner den kleinen Finger brechen sollte, hab ich mir dabei den eigenen Daumen verstaucht, und das hat bei den Chefs einen sehr negativen Eindruck hinterlassen... Außerdem nehmen diese Italiener erst die eigenen Leute... Ja, ja, Ausländer müßte man sein...“