■ Kommentar
: Doch kaputtbar

Bodenvergiftung, Grundwasserverseuchung und andere industriebedingte Umweltschäden lassen sich durch Sanierung bestenfalls begrenzen oder zeitlich hinauszögern. Niemals aber, und sei die Ablaßzahlung noch so hoch, sind sie rückwirkend ungeschehen zu machen.

Das ist gewiß, spätestens seit der Sanierung der Altlasten auf der Deponie Georgswerder, der Bille-Siedlung und jetzt dem Boehringer-Gelände. Selbst Chemiekonzerne und technikgläubige Politiker leugnen nicht länger, daß die Gefahren für Menschen und Umwelt eben nie ganz zu beseitigen sind: Ein später, vielleicht unfreiwilliger, in jedem Fall aber fortschrittlicher Bewußtseinswandel, den zu bemerken es gilt.

Daraus die Konsequenz zu ziehen, ab sofort in die absolute Technik- und Chemiefeindlichkeit verfallen zu müssen, nur noch ungespritztes, schrumpeliges Biogemüse anzubauen, sämtliche Maschinen zugunsten der Wiedereinführung der Handarbeit stillzulegen und ansonsten nach Sonnenuntergang im Dunkeln zu leben, weil Elektrosmog droht, kann, will und wird niemand ernsthaft fordern.

Aber es muß künftig darum gehen, mehr auf Prävention zu setzen und vor allem, die Beweislast umzukehren: Unternehmen, die im Verdacht stehen, gesundheits- und umweltgefährdend zu produzieren, müssen erstmal das Gegenteil beweisen. Denn die Umweltrisiken der Zukunft sind höher als die sämtlicher Boehringers: Explodiert ein Atomkraftwerk, läßt sich die Region Norddeutschland schwerlich mit einer Abdichtungswand einkapseln.

Heike Haarhoff