Mit ökologischem Landbau gegen den Welthunger

■ Umwelt- und Dritte-Welt-Gruppen schlagen Thesen gegen Ernährungsproblem an

Bonn (taz) – Weltweit hungern 820 Millionen Menschen, täglich sterben 40.000 Kinder an den Folgen von Unterernährung. Elf Umwelt- und Verbraucherschutzvereine, Kirchen und Dritte-Welt- Verbände fordern daher ein Umdenken in der Landwirtschaft. Der ökologische Landbau müsse die weltweite Nahrungsproduktion werden, sagte Gerald Herrmann vom Naturland-Verband gestern. Die intensive Landwirtschaft zerstöre weltweit fruchtbaren Boden, so daß langfristig weniger angebaut werden könne als jetzt. Dagegen sichere der ökologische Landbau die Lebensgrundlagen und verhindere Nahrungsmangel.

Die „Gräfelfinger Thesen 1996“ – unterschrieben von Greenpeace, Brot für die Welt, der Verbraucherinitiative und Ärzte für die Dritte Welt – sprechen sich gegen den Einsatz von Pestiziden und Gentechnologie in der Landwirtschaft aus. Eine damit betriebene zweite Grüne Revolution sichere die Welternährung nicht. Dagegen erhielten ökologische Landbauprojekte die Lebensgrundlagen von Bauern in Entwicklungsländern und verhinderten die Landflucht, da der Boden fruchtbar bleibe. Ökologische Landwirtschaft sichere traditionelle soziale Systeme. Er müsse deshalb ein Schwerpunkt der Entwicklungshilfe der Bundesregierung werden. Mit einer Steuer sollten Stickstoffdünger und Pestizide verteuert werden. Durch fairen Handel könnten die Entwicklungsländern unterstützt werden.

Die Deutsche Welthungerhilfe begrüßte die Gräfelfinger Thesen als „sinnvolle Alternative“ zur Intensivlandwirtschaft. Allerdings müßten 2020 etwa acht Milliarden Menschen ernährt werden, sagte ein Sprecher. Ökolandbau könne das Problem nur zum Teil lösen. Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, sagte hingegen, daß eine wachsende Weltbevölkerung nur durch eine umweltverträgliche „und zugleich leistungsfähige Landwirtschaft“ ernährt werden könne. Philipp Gessler