Es geht nicht nur um die westdeutschen Linken

■ betr.: „Erst linke Szene, dann jüdi sche Gemeinde“, taz vom 3.12. 96

Kann man so mißtrauisch sein und schon die Überschrift für böse Polemik halten? „Erst linke Szene, dann jüdische Gemeinde“ wurde da getitelt, um Micha Brumliks Buch „Kein Weg als Deutscher und Jude“ zu besprechen. Es klingt in meinen Ohren arg abfällig, nach dem Motto: Erst diese Szene (linke), dann jene (jüdische). So als wäre der klare Weg zugunsten eines diffusen verlassen worden. Nicht anders kann ich das lesen, ebenso wenn Jörg Plath am Ende mehr Analyse von Micha Brumlik erwartet hätte, damit „die Aufzeichnungen als Teilgeschichte der westdeutschen Linken lesbar gewesen“ wären. Wieso hätten sie das sein sollen und warum nicht genausogut zum Beispiel eine „Teilgeschichte“ eines linken Juden in Deutschland? Es geht doch nicht nur um die westdeutschen Linken, sondern zuallererst um eine bundesrepublikanische Erfahrung – so der Untertitel des Brumlik-Buches.

In diesem Buch hat Micha Brumlik sehr offen und oft sehr persönlich über seine Erfahrungen geschrieben, die immer – von Anfang an – mit seiner jüdischen Herkunft verbunden waren und sind.

Er hat selbstkritisch eigene Erfahrung reflektiert, und das keineswegs „in einem bürokratischen Deutsch“, warum sonst sollte dieses Buch geschrieben worden sein? Nur um sich am Ende „knapp zum Reformjudentum“ zu bekennen? Ich halte es da doch mit der „Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis“. Karen König, Berlin