Staatskassen fördern den Raubbau

■ Worldwatch kritisiert Subventionen für US-Zuckerbauern, deutsche Kohlekumpel und die Fischereiindustrie weltweit. Sie schaden der Umwelt, dem Arbeitsmarkt sowie den Steuerzahlern

Washington (AFP/dpa/taz) – Weltweit verschwenden Regierungen jährlich 500 Milliarden Dollar (rund 1,5 Billionen Mark) für umweltschädliche Subventionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des World Watch Institute (WWI), die am Samstag in Washington veröffentlicht wurde. Durch Subventionen aus den Staatskassen würden unter anderem der Raubbau in den Wäldern, die Überfischung der Meere und eine umweltschädliche Energieversorgung gefördert, beklagen die Autoren der Studie. Falls auf diese Art der Subventionen verzichtet würde, könnten weltweit die Steuern um neun Prozent herabgesetzt werden. Zur Zeit werden jährlich weltweit umgerechnet 11,6 Billionen Mark an Steuern eingezogen. Außerdem könnten mit dem gesparten Geld Arbeitsplätze geschaffen und die Folgekosten der Industrialisierung gesenkt werden, schreiben die Autoren.

Als abschreckendes Beispiel nennt die Studie die deutsche Kohlesubventionierung. Die Regierung in Bonn gebe jährlich rund 110.000 Mark für jeden Kumpel im Bergbau aus. Mit diesem Betrag könnten Kohleminen ebensogut geschlossen werden und die Bergabeiter fürs Daheimbleiben bezahlt werden, schreibt das WWI. Die Folge davon wäre eine geringere Umweltbelastung. Kein Vorbild seien auch die USA mit ihren Zuckersubventionen. Um den heimischen Markt zu schützen, unterstützt die US-Regierung die Zuckerbauern und verhindert durch Zollschranken den Import günstigen Zuckers. Die Zeche müßten die Verbraucher bezahlen, die dadurch 1,4 Milliarden Dollar mehr als nötig aufbrächten, erklärte das WWI. Für die Umwelt sie dies ebenfalls fatal, weil Zuckeranbauer die wichtigen Biotope in den Everglades-Sümpfen in Florida trockenlegen, um dort neue Anbauflächen zu gewinnen.

Auch das Aussterben der Fische in den Weltmeeren führt Worldwatch zum Großteil auf staatliche Stützgelder zurück. Aufgrund von Subventionen habe die weltweite Fischereiflotte mittlerweile eine Kapazität, um doppelt soviel Fische zu fangen wie in den Weltmeeren lebten. Die vielen Millionen Mark aus den Staatskassen würden mittelfristig dazu führen, die Nahrungsgrundlage vieler Menschen zu vernichten und zusätzlich den gesamten Industriezweig zu ruinieren.

Als massiv umweltschädigende Subventionen wertet das Institut auch den extrem niedrigen Benzinpreis in den USA sowie die Finanzierung des Straßenbaus. In Entwicklungsländern wie Indonesien oder Malaysia werde der Abbau der Regenwälder durch die Regierungen mit billigen Konzessionen bezuschußt, kritisierte das WWI.