Nachgefragt
: „Wenig Hoffnung“

■ GEW-Sprecher Gosch zur Lehrerarbeit

taz: Die GEW hat in einem Kooperationsvertrag mit der Bildungsbehörde einen Modellversuch zur Lehrerarbeitszeit vereinbart. Im Kern geht es darum, Lehrerarbeitszeit transparenter zu machen, Schulen mehr Verantwortung zu geben und sie so effizienter zu machen. Der Versuch soll im Februar anlaufen. Wieviele Schulen werden sich beteiligen?

Heiko Gosch, Landesvorstandssprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW):Eine Handvoll Schulen wird im zweiten Halbjahr ein Modell starten.

Warum nur so wenige?

Die Schwierigkeit liegt darin, daß vom ursprünglichen Ansatz her vorgesehen war, nicht nur die Arbeitszeit neu zu rechnen, sondern auch der Anspruch enthalten war, Schule zu verbessern und je nach den Bedürfnissen der einzelnen Schultypen neue Zeitmodelle zu entwickeln. Mit ihrer Vorgabe schneidet die Behörde die Zeit ab, etwas eigenes von unten zu entwickeln.

Fühlen sich die Schulen von der Behörde überfahren?

Die Schulen können nicht nachvollziehen, warum zum Beispiel jetzt der Versuch auf ein halbes Jahr verkürzt werden soll. Außerdem sollen die Versuche, die jetzt anlaufen, nicht in die wesentliche Auswertung einbezogen werden. Das Modell der Behörde kann so nicht für alle Schultypen gelten. Es ist doch klar, daß an einer Sonderschule anders gearbeitet wird als an einer gymnasialen Oberstufe.

Aber schlägt die Behörde nicht eine Art offene Folie vor, die von den Schulen ausgefüllt werden kann? Vertut man nicht eine Chance, wenn man jetzt auf dem Vertrag beharrt?

Die GEW will neue Arbeitszeiten für Lehrkräfte. Wir stehen doch aber vor zwei Möglichkeiten: Entweder es gibt eine Stunde Unterricht mehr, oder es gibt eine andere Arbeitszeit, die mit dem vorhandenen Personal zu den gleichen Ergebnissen kommt. Das ist eine Arbeitszeitverlängerung. Sollen die Beschäftigten noch an der Verschlechterung ihrer eigenen Situation mitarbeiten?

Aber im Prinzip wollen Sie doch das gleiche wie die Behörde: Autonomie für die einzelnen Schulen, weg vom 45-Minuten-Unterricht, Anerkennung der gesamten Lehrerarbeitszeit. Kommen Sie noch zueinander?

Ich würde es mir wünschen, aber große Hoffnungen habe ich nicht. Fragen: jof