Bitte, wo geht's hier zum Halbprofitum?

■ Die einteilige Frauenfußball-Bundesliga soll alles besser machen – die Frage ist, wie

Hannover (taz) – Das Ereignis ist nicht weltbewegend, aber typisch: Die DFB-Verwaltung setzt einen Termin. Und die Vereine der Frauenfußball-Bundesliga halten ihn nicht ein. Nicht einmal die Hälfte der 20 Vereine schickte die auf einem Fragebogen erbetenen Daten pünktlich zurück nach Frankfurt. Dabei geht es um die eigene Zukunft und möglicherweise viel Geld. Konkret: Es geht um das Ausloten zentraler Vermarktungsmöglichkeiten der neuen Bundesliga. Ab der nächsten Saison wird nach sieben Jahren mit zwei Zehnerstaffeln (Bundesliga Nord und Süd) eine richtige Eliteliga mit zwölf Klubs entstehen.

Diese Liga soll alles besser werden lassen. Da sind sich alle einig. Wie das gehen wird? Das wäre etwas konkret gefragt. Immerhin hat der DFB mit den jetzigen Ligateams eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema gebildet. Vier Vereinsvertreter, nämlich Siegfried Dietrich von Vizemeisterin SG Praunheim, Helmut Steiner von der letztjährigen Pokalfinalistin Klinge Seckach, Manuela Kozany von Meisterin SF Siegen und Sylvia Achenbach von Grün-Weiß Brauweiler sind beteiligt. Sie loten mit vier DFB-Delegierten unter der Leitung von Profiliga-Direktor Wilfried Straub Möglichkeiten zentraler Vermarktung aus, um die neue Klasse wirtschaftlich auf solide Füße zu stellen.

Die Vereinsprofile, die dieses Gremium auf seiner ersten Sitzung Ende November erbeten hat, sollen Straub bei der Suche nach geeigneten Partnern behilflich sein. Was letztendlich bei der Suche herauskomme, sei derzeit noch überhaupt nicht abzuschätzen, weil es sich um die Arbeit an einem Muster ohne Vorlage handele, läßt der Ausschuß vorsichtig wissen. Gleiches gilt für das Erscheinungsbild der neuen Spielklasse. „Mit den Vereinsdaten können wir beginnen, richtig loszulegen, damit möglichst bis Weihnachten alles unter Dach und Fach ist“, hofft Heike Ullrich, eine seit März beim DFB für den Frauenfußball zuständige junge Sportökonomin. Sie möchte Tempo und Erfolge, um beim nächsten Treffen der Gruppe, einem viertägigen Seminar im Januar in Berlin, etwas vorweisen zu können.

Während in anderen entwickelten Spitzenländern des europäischen Frauenfußballs längst die nationalen Ligen funktionieren, bremsen sich die Deutschen selbst. So versäumten es die Vereine, bei der Konstruktion der neuen Liga durch die Funktionärinnen des DFB-Frauenausschusses rechtzeitig mitzureden. Erst als ihnen ein bereits verabschiedetes Modell vorgesetzt wurde, regte sich teilweise zaghafter Unmut.

Die Zeit drängt. „Es ist eine grundweg positive Sache, daß der DFB sich mit qualifizierten Kräften um eine solide Basis bemüht“, sagt Praunheims Macher Dietrich, der beruflich im Marketing zu Hause ist. Er ist sich mit den anderen Spitzenteams einig, daß mittelfristig das Halbprofitum erreicht werden muß.

„Dazu muß sich jeder Verein selbst die notwendige Struktur verschaffen“, sagt er, „in der die einzelnen Bereiche an Profis gegeben werden können.“ Die Zeit der Feierabendmanager soll endgültig vorbei sein.

Das ist leichter gesagt als getan. Viele Teams aber stecken immer noch in alten Ein-Mann- oder Ein- Frau-Strukturen fest, in denen sie nichts bewegen können. In der Tat hat mancher Klub schon große Mühe, seine Spielergebnisse zügig an die Nachrichtenagenturen zu melden. Rainer Hennies