Volkswagen-Chef Piäch bedauert sich

Bisher keine Entschuldigung, aber VW will Autoteile bei General Motors kaufen. Anklage in Darmstadt gegen López wird auf Industriespionage und Unterschlagung lauten  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Hannover (taz) – „In der Sache nichts substanziell Neues“ – mit diesen Worten reagierte gestern ein Sprecher von Opel auf die bedauernden Äußerungen von VW- Chef Ferdinand Piäch, die dieser sich inzwischen in der López-Affäre abgequält hat. Vom deutschen Verfahren gegen López in Darmstadt hieß es: Die Anklage wird auf Industriespionage und Unterschlagung lauten und Ende der Woche offiziell erhoben. Hier sind Haftstrafen bis zu drei Jahren und eine Geldstrafe möglich.

Piäch hat in mehreren Interviews erneut die von General Motors (GM) und Opel geforderte Entschuldigung verweigert. Er bedauere lediglich „gegenüber General Motors die Wirrnisse und den Ärger und die Kosten, die beiden Unternehmen entstanden sind“, sagte der VW-Chef vorgestern abend im französischen Colmar und fügte ausdrücklich hinzu: „Ich habe keine Entschuldigung ausgesprochen, nur Bedauern.“ Auch in seinem groß angekündigten Büßerinterview im Stern blieb Piäch in der Sache hart und erklärte: „Ich wüßte nicht, was es zu entschuldigen gibt, weil wir niemanden Unrecht getan haben.“

Als Bedingung für eine außergerichtliche Einigung im Autokrieg hatten GM und Opel bisher immer genannt: Schadensersatz, das Ende der „geschäftlichen Verbidungen von VW zu López und seinen Gefolgsleuten“ sowie das Eingeständnis, „daß gesetzwidrige Handlungen gegen GM und Opel vorgenommen wurden“. In Sachen Schadensersatz hat Piäch jetzt den Kauf von Autoteilen bei der GM- Tochter Delpi angeboten. Drei bis vier Jahre könne VW dort Kabelbäume und Batterien im Wert von 80 bis 100 Millionen Mark jährlich erwerben. Er erklärte sich auch dazu bereit, dem nun selbständigen Unternehmer López erst einmal keine Aufträge zu erteilen. Die Gegenseite verlangt allerdings darüber hinaus die Entlassung des neuen VW-Einkaufchefs, der einst mit López von GM kam und in Detroit mitangeklagt ist.

Der VW-Chef hofft jetzt, daß die Gespräche über eine gütliche Einigung zwischen GM und VW wiederaufgenommen werden, wenn die Darmstädter Anklage gegen López vorliegt. Für den VW-Chef läuft inzwischen die Zeit davon. Falls es bis Anfang nächsten Jahres nicht zu einem gütlichen Ende des Konflikts kommt, dürfte der Ende 1997 auslaufende Vertrag von Piäch vom VW-Aufsichtsrat kaum verlängert werden, obwohl VW gestern für 1996 einen Rekordabsatz von vier Millionen Fahrzeugen meldete. Die förmliche Entscheidung über die Verlängerung, die üblicherweise ein Jahr vor Vertragsende ansteht, hat der VW-Aufsichtsrat auf den März verschoben.