"Liebe taz..." Perschau dummfrech - betr.: "Niemand will das Siemens-Haus", taz vom 9.12.1996

Betrifft: Niemand will das Siemens-Haus, taz vom 9.12.1996

Neunzehn Millionen Mark für ein marodes Hochhaus als Almosen, dazu ein fettes, subventioniertes Sahne-(Grund-)Stück in Uni-Ost für die Siemens AG – und Tod dem Naturschutzgebiet Hollerland: So sieht das Fazit einiger Bremer Senatoren und insbesondere wohl von Herrn Perschau aus!

Ob diese Herren nicht wissen, daß kein anderer deutscher Konzern so im Gelde schwimmt wie Siemens? Im Geschäftsbericht, den ich seit meinem Besuch 1994 auf der Hauptversammlung des Konzerns in München erhalten habe, sind allein an Zinserträgen 2,7 Milliaren Mark ausgewiesen, gegenüber acht Milliarden für Zinsaufwand.

Damals bestand der Konzern auf sechs Hektar neuer Fläche für seine Firmenzusammenführung, lehnte einen sinnvollen Kompromiß aus Ökologie und Flächenanspruch unserer Bürgerinitiative für Uni-Ost ab und deklarierte sich selbst obendrein als „europaweit führend im Umweltschutz“.

Jetzt liegt der Flächenanspruch des Konzerns noch bei 2,4 Hektar. Wo bleiben z.B. die versprochenen zusätzlichen Arbeitsplätze, wo die Technologie?

Und wo sind die Beteuerungen des Bremer Senats und seiner Gremien, daß es Fälle wie die Errichtung des Zahnärztehauses im Technologiepark künftig nicht mehr geben werde?

Siemens mit seinem in Uni-Ost geplanten großen Verwaltungsgebäude ist ein solcher Fall – und ein Fall wie viele weitere. So werden die wertvollen Flächen verschleudert, vergeudet und danach Ansprüche auf Technopark-Erweiterung im Hollerland gestellt, von dem Herr Perschau dummfrech in die Welt posaunt, „die Vögel gehören da einfach nicht hin, dort in die Nähe der Autobahn“. Von der Vielseitigkeit in Flora und Fauna im Hollerland neben der großartigen Vogelwelt hat dieser Herr aus Hamburg ohnehin wohl keine Ahnung. Ich bin bereit, ihn im Frühling dazu einzuladen. Vielleicht gehen ihm dann endlich die Augen auf.

Im übrigen sollte er mal untersuchen lassen, ob die Schaffung und Heranschiebung neuer Gewerbegebiete im Hollerland nicht noch eine weitere Schwächung bremischer Steuerkraft bewirken können, weil dann jetzige Bremer BürgerInnen erst recht Anreize finden, in das Umland zu ziehen, wo die Voraussetzungen z.B. in Lilienthal und anderswo zu leben und hier in Bremen zu arbeiten noch günstiger werden.

Aber das wird Herr Senator Perschau in seiner Flächengeilheit wohl lieber nicht wissen wollen.

Gerold Janssen, Bürgerinitiativen Uni-Ost und Hollerland