Hat Papier eine Zukunft?

■ Schreibwaren gelten als guter Markt – und doch schließen in Bremen die Geschäfte

Schreibwaren? Papeterie? „Das Produkt hat keine schlechte Kalkulation.“ Dies ist die Botschaft des Bremer Einzelhandelsverband. Sie widerspricht dem Niedergang des renommierten Dörbecker-Geschäftes samt „bel étage“ zum Jahresende – und ebenso der nahenden Schließung von Gliszynskis Schreibwaren in der Hamburger Straße. Dort steht Chef Horst Kaemena bis Ende Dezember zum Räumungsverkauf selbst hinterm Tresen.

Das Hastedter Familienunternehmen Gliszynski ist futsch – und damit ein gut sortiertes, fast 50jähriges Einzelhandelsgeschäft mit einer Vollzeitstelle und drei Teilzeit-Arbeitsplätzen. Vor zehn Jahren hat Kaemena die „Visitenkarte“ des Unternehmens, den Schreibwarenladen, noch pikfein aufgemöbelt. Vergebens. Jetzt bleibt dem Kaufmann nur noch der Betriebsteil Bürobedarf und -organisation, auf den er sich seit Jahren spezialisiert hat.

Daß dem graumelierten Unternehmer die Geschäftsschließung dennoch nahegeht, ist augenscheinlich – doch für Sentimentalitäten nimmt Horst Kaemena sich gegenüber der Presse keine Zeit. „Kaufmännische Erwägungen“ stecken hinter der Schließung, sagt er nüchtern. „Die Hastedter kaufen einfach zu wenig.“ Der Anblick zahlreicher Ladenfronten in der Hamburger Straße unterstreicht dies. Mit der Ladenzeile im angrenzenden Steintor können die Hastedter Schaufenster sich nicht vergleichen.

Gliszynskis NachbarInnen am Brommyplatz betrauern unterdessen den Verlust eines weiteren Fachgeschäfts in ihrem Quartier. „Das findet jeder schade, der hier reinkommt“, sagt im Kiosk gegenüber Margret Zeunnert. Sie spricht aus, was die ehrgeizigen EinzelkämpferInnen der Schreibwarenbranche nur hinter vorgehaltener Hand sagen: HastedterInnen kaufen auf der grünen Wiese, in Einkaufszentren und großzügigen Einkaufshallen; namentlich beim Bremer Newcomer Maxi-Papier, der mit knallharten Kalkulationen für scharfen Wind im Wettbewerb sorgt. Daß auch Maxi-Papier nach Medienberichten erst 1998 schwarze Zahlen schreiben will, kann die kleinen und mittleren Unternehmen dabei kaum trösten. Neben den Kaufhäusern, wo die die Sparte Papeterie ständig wächst, bildeten sie bisher das Zentrum des Bremer Schreibwarenhandels. Noch 1993 machten rund 26 Unternehmen mit Schwerpunkt „Schreibmaterial, Schule, Büroartikel“ mit insgesamt 130 Beschäftigten in Bremen rund 12 Millionen Mark Umsatz im Jahr. ede