Mauss: Offene Fragen

■ Bundestag befragt zum zweitenmal Staatsminister Bernd Schmidbauer

Bonn (taz) – Die Fragestunde des Bundestages war vorbei, bevor alle wißbegierigen Abgeordneten zu Wort gekommen waren. Zum zweitenmal mußte Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer gestern im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Geheimdienstagenten Werner Mauss in Kolumbien über seine eigene Rolle dem Parlament Rechenschaft ablegen – und noch immer sind viele Fragen offen.

Offenbar auch für den Staatsminister selbst: „Ich hatte keine Ahnung über Art und Umfang der vom Ehepaar Mauss in Kolumbien betriebenen Geschäftstätigkeit“, erklärte Schmidbauer gestern. Von Vorwürfen, Mauss sei in Drogenhandel und Waffenschmuggel verwickelt gewesen, habe er erst seit Montag Kenntnis. „Ich bin nicht einmal überzeugt, daß sie stimmen.“ Ein „Leumundzeugnis“ habe er sich nicht geben lassen über den Mann, der mit seiner Hilfe falsche Pässe erhalten hatte, um humanitäre Hilfe in einem Entführungsfall gebeten worden war und in die Vorbereitung eines kolumbianischen Friedensdialogs einbezogen wurde. – Widersprüche im Entführungsfall von Barbara Schoene konnten auch gestern nicht aufgeklärt werden. Der Ehemann des Opfers habe sich, so Schmidbauer, im Oktober an Mauss um Hilfe gewandt. Was ihn jetzt zu dem Vorwurf veranlaßt habe, Mauss sei ihm von deutscher Seite als Vermittler aufgedrängt worden, wisse er nicht.

Wie erkläre sich der Staatsminister, daß Mauss schon im August Schoene seine Hilfe bei einem Treffen im Auto des deutschen Botschafters in Kolumbien angeboten habe? „Ich kenne das Treffen in diesem besagten Auto nicht.“ Hat Werner Mauss kolumbianisches Recht verletzt? Die Bundesregierung wolle sich da „nicht an Spekulationen beteiligen“. Wurde Mauss „die Aura des Kanzleramts“ zugetragen, mit der er dann in Kolumbien aufgetreten sei? Das, so Schmidbauer, gehöre zu den Dingen, die man „im Lichte der von uns gemachten Erfahrungen“ überdenken müsse.

Schmidbauer versicherte gestern, die „persönliche Verantwortung“ übernehmen zu wollen, sollten sich Informationen, die er dem Parlament gegeben hat, „in wesentlichen Teilen“ als falsch herausstellen. Bettina Gaus