Unglaubliche Bilder

■ Julian Schnabel über seinen Film „Basquiat“ und den wirklichen Maler

Julian Schnabel, Maler-Weltstar aus New York, hat einen Film über seinen jung verstorbenen Kollegen Jean-Michel Basquiat gedreht (siehe taz vom 12. Dezember), der jetzt in den Kinos läuft.

taz: Sie haben sechs Jahre für diesen Film gebraucht.

Julian Schnabel: Es dauerte so lange, weil eine Menge Leute darin verwickelt waren. Und fast hätte ich 600.000 Dollar in den Film gesteckt, ohne sie jemals wiederzusehen. Es ist sehr schwierig, seinen ersten Film zu machen, ob du berühmt bist oder nicht. Du mußt ganz unten anfangen.

Was ist für Sie die Verbindung zwischen Kunst und Film?

Ich denke, mein Film ist genauso Kunst, wie es meine Bilder sind. Ich benutze dieselben Ideen in verschiedenen Ausdrucksformen.

Konnten Sie sich vorher Bowie als Warhol vorstellen?

Ja, denn er ist eine Pop-Ikone, wie Andy auch. Und man hat diesen Doppelgänger-Effekt. David ist Andy und Andy ist David. Es ist dieses unerklärliche, magische Verschmelzen.

Wie lernten Sie Warhol kennen?

Vorgestellt wurden wir bei meiner Ausstellung von Bruno Bischofberger, er stellte auch Jean-Michel Basquiat Andy Warhol vor.

Andy Warhol sagte einmal: Jedes Jahrzehnt hat seinen Höhepunkt in der Mitte.

In den Neunzigern sind die Leute konservativer. Künstler werden davon aber nicht beeinflußt. Das einzige, was Kunst töten kann, ist neue Kunst, die die alte verdrängt. Jean-Michel wurde oft angegriffen und verletzt, sogar nach seinem Tod. Die New York Times schrieb, er wäre ein „minor talent“. Doch er hat uns ein Vermächtnis unglaublicher Bilder hinterlassen.

Worin bestand die Anziehungskraft zwischen Basquiat und Warhol?

Ich war zu nah, wir hatten eine Art Konkurrenzverhältnis. Andy dagegen war älter, Jean-Michel respektierte ihn als eine Art Held. Dann schrieb die Presse, daß Andy ein Vampir wäre, der Jean-Michel aussaugt usw. Das hatte starken Einfluß auf Basquiat, er nahm Abstand und Andy war verletzt. Als er starb, waren sich die beiden nicht wieder nahegekommen. Jean-Michel starb ein Jahr später. Ich glaube, Andys Tod war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Es brach ihm das Herz.

Ist dieser Film der Beginn einer Karriere als Regisseur?

Es scheint für mich eine natürliche Sache zu sein, Filme zu drehen. Ich glaube nicht, daß es den Platz der Malerei einnimmt. Aber die Erfahrung hat mir gezeigt, daß ich es liebe, mit Schauspielern zu arbeiten. Es ist der beste Weg, Freundschaft mit ihnen zu schließen. Meine besten Freunde sind Schauspieler.

Fragen: Thomas Schönberger