Die Angst vor der Bombe

■ Fruitbat von den britischen Rabauken-Poppern Carter USM über den Unterschied zwischen Mensch und Maschine und die Lage der Welt

taz: Die Gründung von Carter The Unstoppable Sex Machine geschah eher zufällig, oder?

Carter USM: Ja, tatsächlich. Wir hatten eine andere Band und haben die dann aufgegeben, hatten aber noch ein paar Gigs ausstehen. Also haben wir schnell Carter gegründet und sechs oder sieben Songs geschrieben und dann ging's los.

Seht Ihr Euch als britische Band, als Kollegen von Oasis?

Nein, wir haben nichts mit denen zu tun. Im Moment ist es „in“, britisch zu sein, wir waren aber schon immer britisch. Die machen jetzt das, was wir schon seit Jahren machen, und sind jetzt angesagt und wir im Moment nicht so. Wir sehen uns einfach nicht als Bestandteil dieser Szene, denn die wird sich im nächsten Jahr ohnehin auflösen. Oasis glauben einfach, daß sie unheimlich prima aussehen und daß das schon ausreicht.

Auf Eurem neuen Album „Worry Bomb“ habt Ihr zum ersten Mal nicht mit einem Drumcomputer, sondern mit einem Drummer gearbeitet. Welchen Einfluß hatte das auf Eure Art, Musik zu machen?

Klar, das ist definitiv ein großer Unterschied. Vor allem beim Songwriting, früher haben wir die Stücke jeweils bei den Aufnahmen zum ersten Mal gespielt. Wir konnten erstmals jammen und die Songs beim Spielen erarbeiten. Es war auch neu für uns, überhaupt zu üben.

Durch Euren Bandnamen habt Ihr doch mit dem Umstand gespielt, mit Maschinen Musik zu machen. Hat sich die Banddefinition nun geändert?

Ja, es ist jetzt noch viel mehr Sex im Spiel (lacht).

War es nicht auch schwierig, ein Schlagzeug dabei zu haben, das nun eben nicht mehr genau das machte, was Ihr beiden wolltet, sondern sein Eigenleben hatte?

Ganz genau, das war eine riesige Umstellung, aber letztlich eine enorme Bereicherung.

Wie wirkt sich das live aus?

Der Sound ist kräftiger, grooviger und es macht zu dritt auch einfach viel mehr Spaß, ich finde das klasse. Die Computer haben uns auch einfach gelangweilt, vor allem auf der Bühne. Das Ganze artete beinahe in einen normalen Job aus.

Neben den konstruierten, maschinellen Aspekten spielen auch sehr klassische Elemente in Songwriting und Instrumentierung eine Rolle. Ihr benutzt zum Beispiel „altmodische“ Streicher und Bläsersätze. Reizt da der Gegensatz?

Ja, es war immer unser Vorgehen, Dinge zusammenzumixen, die eigentlich nicht füreinander vorgesehen sind.

Welchen Stellenwert nehmen die sehr subtilen Texte gegenüber der manchmal brachialen Musik ein?

Musik und Texte sind ungefähr gleichbedeutend. Jim, der die Texte macht, würde natürlich sagen, daß die Texte wichtiger sind (lacht).

Musikalisch und auch vom Titel her scheinen Aggressionen diesmal eine größere Rolle zu spielen.

Ja, musikalisch ganz bestimmt. Das ganze Album ist geprägt von elementarer Sorge um die Zukunft.

Benjamin v. Stuckrad-Barre

mit These Animal Man, Sa., 25. März, Große Freiheit, 22 Uhr, 12 Mark