Protagonist der Liebe

■ Ernie Reinhardt blickt zurück

Auch eine große Diva wird mal vierzig. Nun hat es Ernie Reinhardt erwischt. Gefaßt nimmt er das Datum zum Anlaß, eine Werkschau anzukündigen: Wahre Lügen heißt Reinhardts neue Soloproduktion, die im Schmidt Theater Premiere feiert.

Die persönliche Bilanz fällt beeindruckend aus, hat Ernie Reinhardt doch die Geschichte des frechen deutschen Entertainments mitgeschrieben – vom Schauspieler und Sänger in der Familie Schmidt bis zum Mitbetreiber des Schmidt Theaters am Spielbudenplatz. Ob als Lilo Wanders im Dienst auf der Bühne oder im Fernsehen, ob als der Schauspieler Ernie Reinhardt in Zivil, sein Anliegen ist die Verständigung zwischen den Menschen und der Humor, der sie erträglich macht. Das Unterhaltungsgeschäft gebietet Schrillheit, und als Lilo Wanders zieht er da voll mit. „Heute nacht, als ein junger Mann auf meinem Gesicht saß – pardon, heute nacht, als ich so über das Leben nachdachte ...“, garantiert Lacher.

In der Rolle seiner eigenen Person geraten ihm gerade die leisen Momente oft beeindruckend intensiv. Er wirkt immer wie jemand, der weiß, wovon er singt, und besonders, wenn es heißt: „Wer Liebe sucht, der muß auch Liebe geben.“ Seinem Publikum hat Ernie Reinhardt diese Liebe nie vorenthalten. Nun blickt er zurück: „Schön, berühmt, reich, äh ... glücklich; 15 Jahre auf der Bühne und 40 Jahre mitten im Leben – da gibt es manches zu erzählen! Die großen Tragödien der Liebe, Sekunden des Glücks und der kleine Gemüsegarten der Freundschaft, gewachsen auf der Lava erloschener Leidenschaft – viele schrille Geschichten sind auf die Bühne gelangt und bekamen dort eine neue Wirklichkeit; die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge ist verschwommen.

Viele Lieder wurden gesungen, denn in Schlagern kann man soviel Wahres finden. Beim Wiederhören kommt dann die Erinnerung, und in einer Mischung aus Rührung und Peinlichkeit die Erkenntnis: Du kannst gehen, wohin du willst – selbst wenn du auf den Mars auswanderst –, in dir bleibt alles erhalten, so wie es war. Oder war es ganz anders?“ Ernie Reinhardt also in einer neuen Rolle als Münchhausen des Sentimentalen? Ein Besuch seines neuen Stücks wird es zeigen. Für die musikalische Begleitung bei Wahre Lügen sorgen Ferdinand von Sebach (Klavier), Martin Wierich (Baß), Thomas Tarai (Schlagzeug) und die wiedergenesenen Schwindelsingers Kerstin Marie Mäkelburg und Karin Kasar. Na dann – zum Festtag alles Gute!

Ulrich Paasch

Di., 28. März, bis So., 9. April, jeweils 20 Uhr