Zwischen Tradition und Veränderung

■ Ein Filmfest zeigt ab heute im Fama afrikanisches Kino jenseits der Klischees

Wenn sich traditionelle Bindungen lockern, treten Akteure auf den Plan, die sich die alten Rechte sichern wollen, ohne aber den damit verknüpften Pflichten nachzukommen. In den beim „Afrikanischen Filmfest“ im Fama-Kino vom 23. bis zum 29. März gezeigten Produktionen aus fünf Ländern Afrikas sind es häufig Männer, die sich kulturelle Veränderungen zunutze machen. So eignet sich Phineas in Neria, einem Film aus Zimbabwe, nach dem Tod seines Bruders dessen Auto, Sparbuch, Möbel und Haus an und beruft sich auf Brauchtum und Recht. Zugleich weigert er sich, die hinterbliebene Neria zu unterstützen, er nimmt ihr sogar noch die Kinder weg, was Neria sich allerdings nicht gefallen läßt – sie erkennt, daß Recht und Tradition auf ihrer Seite sind, wenn sie sich zur Wehr setzt.

Nicht jeder der gezeigten Filme hat diesen kämpferischen Unterton. Häufig entsteht eine Spannung zwischen modernen und traditionellen Institutionen, so etwa in Kodou, 1971 im Senegal gedreht und damit der älteste der meist Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre produzierten Streifen. Kodou ist der Name eines jungen Mädchens, das man in eine psychiatrische Klinik bringt, nachdem es sich aus Angst vor Schmerzen nicht der traditionellen Lippentätowierung unterziehen wollte und von ihrer Dorfgemeinschaft verstoßen wurde. Da die Behandlung ohne Erfolg bleibt, soll ein Fetischeur seine Heilkünste an ihr versuchen.

Manche der angebotenen Filme sind dem Publikum hierzulande schon bekannt (Samba Traore von Idrissa Ouedraogo), andere sind Klassiker in ihren Heimatländern (Neria in Zimbabwe). Christine Mann, Mitinitiatorin des Festivals, betont, daß es nach dem Erfolg der „Afrika Filmreihe“ im Januar zunächst einmal darum ging, das weitgehend unbekannte afrikanische Kino jenseits der Afrika-Klischees von Hungerkatastrophen und spektakulären Putschversuchen in seiner kulturellen Vielfalt vorzustellen. Im nächsten Jahr wolle man dazu übergehen, einzelne Themen zu bestimmten Ländern oder möglicherweise auch Arbeiten von Regisseurinnen herausfiltern. Die Filme sind in Originalversionen mit deutschen oder französischen Untertiteln zu sehen.

Christoph Schlee

Termine siehe Kinoprogramm