„Schuhe sind subtiler als Pullover“

■ Die Macher der Schu-Schu-Show, des neuen Renners im Offenen-Kanal, im Gespräch

Zwei Rateteams, besetzt mit einem Physiker, einer Biologin, einem Landschaftsarchitekten und einer Schweizerin, bekommen drei Schuhe präsentiert, wovon nur einer dem Studiogast gehört. Nun müssen sie – ganz ohne aschenputtelhaftes Anprobieren – allein von der ästhetischen Ausstrahlung des Trägers auf seine Schuhmode schließen. Später passiert gleiches mit drei Tonträgern sowie drei Geschichten, von denen zwei gelogen sind. Dazwischen wird toll getanzt und Super-Bands und -Solisten aus Hamburg spielen Musik (diesmal Bernadette Hengst, Sängerin von Die Braut haut ins Auge). Die nunmehr 5. Schu-Schu-Schow, die morgen abend im Offenen Kanal läuft, ist dank dieses Konzeptes und des geschmackvollen und schlagfertigen Moderators Philipp Mummenhoff, seiner bezaubernden Assistentin Maria sowie der angenehm durchschnittlichen Gäste ein echter Publikums-Hit. Regisseurin Antje Steffen und Master Mummenhoff erklären nun ihre Show.

taz: Ihr findet den Offenen Kanal gut und wollt niemals ins Privatfernsehen. Warum?

Antje Steffen: Der Offene Kanal ist ein öffentlicher Raum wie ein Park mit Planschbecken oder eine Bücherhalle. Das sind Treffpunkte auf einem hohen Niveau, die etwas von Stadt als Idealbild in sich tragen, und das gilt auch für den Offenen Kanal. Außerdem bietet dieser Ort die Möglichkeit, ein Quiz zu machen, das die Gäste nicht gegen ihren Willen bloßstellt.

Philipp Mummenhoff: Die Schu-Schu-Show ist öffentlich-rechtlicher als die Öffentlich-Rechtlichen, die sich immer mehr den Privaten angleichen. Wir retten die alten Tugenden, denn wir brauchen kein Tempo.

Warum dreht sich die Show um Schuhe?

A.S. An den Schuhen erkennt man den Mensch.

P.M. Das ist von den Waltons!

A.S.: Nein, das hat meine Mutter immer gesagt. Schuhe sind interessante ästhetische Phänomene. Man kann nirgends so daneben liegen wie bei Schuhen. Schuhe sind viel subtiler als zum Beispiel Pullover.

Eure Gäste sind Architekturstudenten oder Möllner Berufsschulpastoren ohne phänomenale Ausstrahlung. Ist das Konzept?

A.S.: Wir zeigen unsere Gäste, wie sie sind. Halbinteressant, halb nett oder völlig langweilig. Das ist auch der Grund, warum diese Sendung so beliebt ist.

P.M.: Ich finde es aber auch gut, wenn das total verkrampft rüberkommt. Mein Idealbild ist so zu sein, wie Peter Frankenfeld in seinen letzten Sendungen.

Ihr betreibt relativ viel Aufwand. Eigenes Interieur, Jingles, einführende Filme zu den Gästen...

P.M.: ...und buntes Licht. Buntes Licht ist echt prima.

A.S.: Aufwand ist wichtig, aber es darf nicht perfekt werden. Jeder muß das Gefühl haben, er könne Philipp in St. Pauli auf der Straße ansprechen.

P.M.: Hat aber noch keiner getan.

Was ist eure Kernbotschaft?

A.S.: Die Sendung soll die Leute zur Solidarität aufrufen. (Es folgt ein Streit darüber, ob die Sendung politisch oder unpolitisch ist, der in dem Resümee endet:)

P.M.: Die Sendung ist gegen Bohemiens, Hedonisten, Boviste und Bulimisten. Und wir wollen nicht, daß Intellektuelle unsere Sendung verstehen.

Letzte Frage: Was sind eure Hobbies?

A.S.: Töpfern in der Fabrik (Di + Mi ab 18 Uhr, es sind noch Plätze frei).

P.M.: Linkshändig onanieren und diskutieren mit Bernd.

Fragen: Till Briegleb

Schu-Schu-Show, morgen 18 Uhr, Offener Kanal, danach jeden 4. Freitag im Monat Wer Studiogast werden oder die letzte Viertelstunde der Show gestalten möchte, kann sich unter Tel. 43 69 57 bewerben