Tradition ade!

■ Ohnsorg: Eine höchst wunderliche Premiere von „Rund um Kap Horn“

Drei Monitore auf der Bühne, ein Kameramann, der mitspielt, und Product-Placement – neue „Utsichten“ für das bisher überraschungssichere Publikum im Ohnsorg am Sonntag. Da hatte man sich in Erwartung eines lokalkolorierten Lustspiels vom Puschen-Kino in die City bewegt und mußte sich wundern: Sollte die Ohnsorg-Schmonzette Rund um Kap Horn etwa eine moderne Performance mit Verdoppelung des Bühnengeschehens per Videotechnik werden? Drohte die norddeutsche Gemütlichkeit von hektischer TV-Live-Atmo“ überrolt zu werden?

Nach kurzer Gesangsnummer verschwinden die Fernseh-Fuzzis zunächst wieder, und in der Hafenkneipe „Kap Horn“ werden die Hoffnungen auf einen „richtigen“ Ohnsorg-Abend wieder wach. Ex-Kapitän Korl und sein Thekenassistent Johnny kriegen schließlich beide eine passende Braut. Doch bis zu diesem Happy End muß das Publikum einiges in Kauf nehmen.

Zum Beispiel aufdringliches Product-Placement einer hiesigen Lokalzeitung, mit der das Ensemble deutlich sichtbar herumfuchteln muß. Eben dieses Lokalorgan soll übrigens künftig jede Aufführung von Kap Horn sprengen – mittels ihres freien Mitarbeits Walter Wigand, der offensichtlich ein Näschen Bühnenluft zuviel gewittert hat. Um die Pause herum poltert er auf die Bühne, befiehlt Schunkeln im Kasernenhof-Ton und bringt einen sinnlosen Überraschungsgast mit. Der Gitarrist Jürgen Schröder, Überraschungsgast am Premierenabend, klampfte immerhin tapfer einen Flamenco. „Tradition gibt's nicht mehr“, resümierte eine Zuschauerin ratlos. Monika Filter