„Kurden werden als Kurden verfolgt“

■ Delegation aus Gewerkschaftern und Journalisten aus Kurdistan zurück Von Kai von Appen

Eine Delegation von Gewerkschaftern, Journalisten, Politikern und Kirchenvertretern aus Hamburg und Schleswig-Holstein, die aus Anlaß des kurdischen Neujahrsfestes „Newroz“ die Stadt Batman besucht haben, sind gestern wieder in Hamburg eingetroffen. Der Vertreter des Kirchenkreises Rendsburg, Albert Leuschner zu seinen Eindrücken: „Die Kurden werden nicht als PKK, sondern die Kurden werden als Kurden verfolgt – als ethnische Minderheit.“

Die Nordeutschen waren bei den türkischen Militärs nicht gerade gern gesehene Gäste. HBV-Gewerkschafter Robert Jarowoy: „Bei unserer Anreise wurden wir 30 Kilometer vor Batman gestoppt und zwei Stunden festgehalten. Dann schickte man uns zurück.“ Mitglieder einer Taxikooperative aus Dyabakir versuchten dann die Deutschen auf Schleichwegen nach Batman zu bringen. „Unmittelbar vor Batman wurden wir an einer Panzersperre gestoppt. Mit vorgehalten MPs wurden wir aus den Wagen geholt und mußten uns in einer Reihe aufstellen. Dann brachte man uns zur Polizeistation, durchsuchte und hielt uns zwei Stunden fest“, so Jarowoy. „Was aus den Taxifahrern geworden ist, wissen wir nicht.“

Die Delegation war entsetzt über die nächtliche Totenstille auf Batmans Straßen. „Batman glich einer Geisterstadt. Nur die Panzer, die dauernd mit Karacho durch die Straßen donnerten, waren zu hören,“ so der Fotojournalist Mike Schröder. Zu keinem Zeitpunkt konnten sich die Besucher in der 500.000 Menschen zählenden Stadt frei bewegen. Jarowoy: „Wir durften nur Orte aufsuchen, die uns von der Polizei genehmigt worden sind. Im Schlepptau 14 Zivilpolizisten.“ Bei der Rückkehr von einem Ausflug wurden alle Filme beschlagnahmt. NDR-Reporter Christoph Macherauch: „Demonstrativ zertrat der Oberst auf einem Stein eine beschlagnahme Filmrolle.“

Auch tagsüber donnerten Panzer der Marke „BTR 60“ Made in DDR, die nach der Wiedervereinigung von der BRD an den Nato–Partner geliefert worden waren, durch die belebten Straßen – oben drauf Soldaten mit Maschinengewehren „MP5 Heckler & Koch“.

Dennoch gelang es, Kontakt zu zwei Redakteuren der inzwischen verbotenen Zeitung „Özgür Ulke“ zu finden. DGB-Gewerkschafter Uwe Tschantner: „Den beiden wurde anschließend angedroht, daß man sie umbringen wird. Die eine Redakteurin ist gerade 18 Jahre alt.“ Erst vor kurzem waren zwei Özgür Ulke-Redakteure von den gefürchteten staatlichen Todesschwadronen ermorden worden.

Das Newroz-Fest durften die Kurden nur in geschlossenen Räumen abhalten. In den vergangenen Jahren gab es bei Newroz-Festen viele Tote, als die Militärs die Veranstaltungen im Freien angriffen.

Betroffenheit löste der Einmarsch des türkischen Militärs in den Irak aus. Jarowoy: „Den Kurden ist klar, daß die Aktion sich ausschließlich gegen die Flüchtlingslager richtet, die auch bombardiert worden sind.“ Bei dem angeblichen Schlag gegen die PKK-Guerilla, bei dem 200 PKK-Kämpfer getötet worden sein sollen – wie von der Propaganda und in den westlichen Medien behauptet wird – könne es sich tatsächlich nur um eine Aktion gegen kurdische Flüchtlingslager handeln. Jarowoy: „In dieser Region gibt es gar keine PKK-Ausbildungslager.“