57.000 Mark für einen Radweg ohne Radler

■ Der GALier Martin Schmidt inspizierte Hamburgs Radverkehrsplanung

Daß er die Einbahnstraße verkehrswidrig in der falschen Richtung befahren muß, wenn er per Rad von seinem Abgeordnetenbüro zum Rathaus will, daran hat sich Martin Schmidt inzwischen gewöhnt. Und weil dem verkehrspolitischen Sprecher der GAL das Radfahren in Hamburg nicht den Spaß macht, den Bausenator Eugen Wagner 1984 einmal versprach, evaluierte Schmidt nun die Radverkehrsplanung der Hansestadt. Heraus kam Abstruses.

Von den dreizehn Millionen Mark, die Hamburgs Haushalt seit 1992 zur Förderung des Fahradverkehrs bereitstellt, konnte er bisher genau 8,6 Millionen Mark ausfindig machen, die verbaut wurden. Der Rest des Geldes blieb zunächst unauffindbar. „Bei den mit diesem Geld gebauten oder reparierten Radwegen gibt es zwar einige wenige gute“, stellte Fahrrad-Schmidt gestern fest, mehr als die Hälfte des Geldes sei jedoch in unsinnige Aus- und Umbauten geflossen oder gar nicht erst fürs Rad ausgegeben worden. Von den knapp dreißig Radwegen, die er gemeinsam mit dem ADFC inspizierte, will Schmidt „mit gutem Willen“ gerade einmal drei positiv bewerten.

„Viel Geld ist für überflüssige Radwege ausgegeben worden“, moniert der GALier, „die entweder ohnehin in Tempo-30-Zonen liegen, oder in Gegenden, in denen das Verkehrsaufkommen so gering ist, daß Radfahrer problemlos die Straße benutzen können.“ Darüber hinaus gebe es „reine Luxusmaßnahmen“, wie spezielle Fahrradfahrerlinksabbiegerampeln, überflüssige Rad- und Gehwegkombinationen oder Verkehrsberuhigungen, die häufig ohne Nutzen für den Fahradverkehr blieben.

Krönendes Schlußlicht der Inspektion ist der Brooksweg in Sülldorf. Hier wurde für 57.000 Mark der Belag eines Weges, der vorher von Radfahrern und Fußgängern gleichermaßen genutzt wurde, auf einer Länge von 200 Metern teilweise erneuert, teilweise durch rote Pflastersteine ersetzt. Der Effekt: Der Radweg ist nun optisch wunderbar vom Fußweg zu unterscheiden. Einziger Wehrmutstropfen: Auf dem Brooksweg gibt es nur wenige Fußgänger und noch weniger Radler. Steffen Kugler