Scherf bläst Agenda 21 auf

■ Arbeitsgruppen stellen Denken des 21. Jahrhunderts vor

Die Koordinatorin der Arbeitsgruppe 1, Karin Libaug, zieht ein Plastik-Teil aus ihrem Agenda-Rucksack. „Können Sie den aufpusten?“ fragt sie Bürgermeister Henning Scherf. Der steht auf. „Wenn Ihnen die Puste ausgeht...“ Scherf dankt: „Nein, nein...“ und bläst und bläst, es entsteht eine waschechte aufgeblasene Weltkugel. Sie soll Reklame machen für „Agenda 21“.

Als vor Jahren die Umwelt-Konferenz in Rio dieses Stichwort aufbrachte, „war unser Kanzler dabei“, unterstreicht Scherf. Bremen sei „erst sehr spät“ dazugekommen, da sollten „Handlungsanleitungen für das 21. Jahrhundert“ demokratisch von unten und im Dialog entwickelt werden. Runde Tische und Arbeitsgruppen tagen seit Monaten und stellten sich vor.

Man müsse sich „auf ein neues Denken einlassen“, findet Rita Kellner-Stoll von der Umweltbehörde, es gehe um den „ganz neuen Ansatz des Dialogs“. Barbara Matuschewski ergänzte, es handele sich um die „Chance, Originalität zu entfalten“ und den „Aufforderungscharakter und das Bewegungspotential der Agenda zu entfalten“.

Konkrete Projekte, wie die Welt „nachhaltig“ auch in Bremen im Sinne der Agenda umgestaltet werden könnte, gibt es inzwischen genug. Kitas könnten Produkte aus der Region verkochen, alle Haushalte Energiespar-Lampen nutzen, „faire Handelsplätze“ in jedem Stadtteil entstehen. Am Beispiel der Neustadt soll ein ganzer Stadtteil zum „nachhaltigen Quartier“ mit einem neuen „nachhaltigen Kaufhaus“ werden.

Die Arbeit der Agenda-Arbeitsgruppen leidet derzeit allerdings offenbar noch darunter, daß die guten Ideen oft noch nicht mit dem Fachwissen derjenigen, die in dem jeweiligen Bereich ihren Lebensunterhalt verdienen, konfrontiert wurden. Und zudem fehlen bisher die, die das Geld zur Umsetzung von guten Ideen geben könnten. „Mit der Arbeitskraft der ca. 100 Menschen, die bis jetzt an dem Prozeß mitarbeiten, wird locker umgegangen“, beschwert sich der Bericht der „Arbeitsgruppe 1“. Der letzte Runde Tisch mit dem Senat habe „nicht das erwartete Signal“ gebracht. Gemeint ist das „Signal“, daß für Agenda 21 ein „zentrales Büro“ finanziert wird. K.W.