Bill Clinton war's!

■ Internetfreaks glauben, daß hinter dem Absturz eine Verschwörung steckt

Wer an die jeweils modernste Technik glaubt, kann einen Flugzeugabsturz einfach nicht für ein technisches Versagen halten. Seit Monaten wird deshalb im Internet heftig debattiert, was genau zur Katastrophe vom 17. Juli geführt hat. Ein Bombenanschlag oder, in Kreisen der Netheads beliebter, ein Zielfehler der Navy?

Zur Klärung dieser Frage ist eine „Mailingliste“ gegründet worden: eine Art Vereinsorgan, in dem Meinungen und gelegentlich auch Fakten zum Thema veröffentlicht werden. Im World Wide Web sind die Mitteilungen unter http://home.dc.lsoft.com/archives/ flight-800.html abrufbar. Eingetragene Listenmitglieder bekommen die Beiträge direkt in ihren elektronischen Briefkasten zugesandt; sie hatten sich bisher tief in zahllose Varianten von Verschwörungen der CIA, des FBI und der Regierung vertieft.

Noch vor wenigen Tagen wurde nach weiteren Beweisen für die kaum noch bestrittene Vermutung gefragt, daß Bill Clinton aus Wahlkampfrücksichten die Wahrheit vertuscht habe. US-Wähler sind offenbar geneigt, ihrem Präsidenten auch noch die Schuld an irregeleiteten Übungsraketen zu geben.

Die Nachricht, ein Konstruktionsfehler habe möglicherweise die Explosion der Maschine ausgelöst, ist deswegen keineswegs mit Begeisterung aufgenommen worden. Der erste Brief, der sich überhaupt damit befaßt, steht unter der frustrierten Überschrift. „Fall gelöst, gehen wir nach Hause.“

„Aber doch noch nicht jetzt“, protestiert ein anderes Listenmitglied. Die Frage stelle sich jetzt, wem man mehr glauben solle, den „Praktikern von Boeing“ oder dem FBI? Und so betrachtet, könne die Antwort nicht schwerfallen, meint der Briefschreiber: „Boeing hat hunderttausend wunderbare Flugzeug gebaut, das FBI hat hundertausendmal gelogen.“ Der nächste Brief befaßt sich mit der Frage, warum der angebliche Konstruktionsfehler ausgerechnet an einem Freitag, den 13. bekanntgegeben wurde... niklaus@taz.de