Tausendfach plumpsen

■ Bremer Fallturm feiert 2.000sten Kapselfall / Bund sagt weitere Millionenspritzen zu

Ein leibhaftiger Staatssekretär drückt auf einen roten Knopf, der count down läuft, und schon gehts abwärts. Bernd Neumann, Bremer CDU-Vorsitzender in hoher Mission des Bonner Forschungsministeriums war gestern Ehrengast beim Fallturm. Dort wurde ein Jubiläum gefeiert. Die 2000. Kapsel seit dem Jahr 1990 plumpste 110 Meter tief ins Styroporbecken. Und Neumann hatte zum Jubeltag auch das passende Geschenk mitgebracht: Den Nutzungsvertrag für den Fallturm für das Jahr 1997. Aus Bonn werden auch weiterhin 1,6 Millionen Mark an das „Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie“ (ZARM) fließen.

Bis zu dreimal täglich saust die 500 Kilogramm schwere und zweieinhalb Meter hohe Experimentierkapsel des ZARM durch die geschlossene Stahlröhre. In der Röhre herrscht ein Vakuum, dadurch fällt der Luftwiderstand weg und die Kapsel kann in größtmöglicher Geschwindigkeit 4,7 Sekunden lang zu Boden rasen. Diese Experimente sind in Europa einzigartig und ersetzen teure Experimente im All. Fünf bis sechstausend Mark kostet ein Abwurf. Rund 40 Abwürfe werden pro Experiment veranstaltet.

Die Zukunft des Fallturms scheint fürs erste gesichert, und das nicht allein wegen der Bonner Zuschüsse. ZARM-Direktor Hans J. Rath hatte eine Katapult-Anlage gefordert, um die Flugzeit auf neun Sekunden zu verlängern – nun wird das Katapult gebaut. Im kommenden Frühjahr wird der Bau begonnen, in zweinhalb Jahren soll die Anlage fertig sein. Kosten: 8,5 Millionen Mark, ein Viertel hat das Land Bremen übernommen, der Rest soll durch einen Kredit des ZARM finanziert werden. Ab 1999 kann das ZARM mit einer wahren Auftragsflut rechnen. Ein Teil der vorbereitenden Versuche für den Satelliten „Alpha“ werden in Bremen unternommen. kg