Writing about the revolution

Vom Arbeiterkampf zur permanenten Identitätssuche: Der „ak“ wird 25 Jahre alt  ■ Von Marco Carini

Fast jeder Nachachtundsechziger hat mal in ihm geblättert, ihn zuweilen sogar intensiv studiert – doch diese Zeiten sind lange vorbei. Der Jubiläumsfreude tut das allerdings kaum Abbruch. Der ak, Altlinken besser bekannt als Arbeiterkampf, Junglinken nur als analyse & kritik, feiert diesen Monat seinen 25sten Geburtstag. Der Jubilar erfreut sich zwar nicht gerade bester Gesundheit – da es aber die anderen „linken“ Blätter aus seiner Gründungszeit inzwischen fast ausnahmslos dahingerafft hat, lautet das Gratulanten- Motto in der Hamburger ak-Redaktion: Hurra, wir leben noch!

In den 25 Jahren seines Bestehens hat der ak wie auch die politische Linke eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Als „Organisationszeitung“ des Kommunistischen Bundes (KB) aus der Taufe gehoben, sollte das neue Zentralorgan als „kollektiver Agitator und Organisator“ gleichzeitig nach innen wie außen wirken. Daß es das Proletariat war, das da kollektiv agitiert werden sollte, mochte das Titelblatt des Arbeiterkampfes nicht verhehlen. Dem bemerkenswert eindeutigen Namen war die Erläuterung beigegeben, es handele sich um eine „Arbeiterzeitung“. Ein Schraubenschlüssel in schwieliger Proletenfaust tat ein übriges, unmißverständlich klarzustellen, welche Zielgruppe die Zeitungsmacher vom Dezember 1971 an im Visier hatten.

Nachdem sich das ausgemachte revolutionäre Subjekt allerdings nicht als sonderlich aufgeschlossen und umstürzlerisch erwiesen hatte, wandte sich das KB-Organ genervt vom Proletariat ab und Themen zu, die schnellere Erfolge erwarten ließen: Bündnispolitik mit den „neuen sozialen Bewegungen“ bestimmte bald das Gesicht des Blattes, der Kampf gegen Atomkraft, Repression, Patriarchat und die „Faschisisierung“ der Gesellschaft bildeten Schwerpunkte, und die Solidarität mit allen antiimperialistischen Befreiungsorganisationen dieser Welt stand auf dem Pflichtprogramm. Die Kampagnenpolitik in diesen Bereichen trieb das Blatt 1978 zu einer Auflagenblüte von nie wieder erreichten 27.000 Exemplaren.

Mit der Spaltung des KB und der Massenflucht der Linken zu den Grünen verlor der Arbeiterkampf seit Ende der siebziger Jahre auch einen Großteil seiner Leserschaft. Immer mehr wandelte sich die Links-Postille, die Mitte der achtziger Jahre bei einer Auflage von 4.500 Exemplaren vor sich hindümpelte, von der Organisationszeitung des Rest-KB zum linken Journal. Nachdem die Organisation endgültig abhanden gekommen war (der KB löste sich 1991 komplett auf), bekam das Blatt einen neuen Titel und ein neues Gesicht. Seit August 1992 steht das Kürzel ak nicht mehr für Arbeiterkampf, sondern für analyse & kritik. Untertitel: Zeitung für linke Debatten und Praxis.

Doch neue Kleider machen noch kein neues Konzept: Das Konzept der „Revolution in Permanenz“, so merkt die Redaktion in der gerade erschienenen Jubiläumsausgabe selbstkritisch an, sei durch eine „Selbstverständnisdebatte in Permanenz“ abgelöst worden. Obwohl der ak heute ironischer und weniger ideologisch belehrend daherkommt als in seinen Anfangsjahren, geht das Blatt mehr denn je am Bettelstab. Mit einer Auflage von 3.300 Exemplaren kann der fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit produzierte ak nur mit Hilfe von vielen hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit und genauso vielen hundert Mark Spenden noch jeden Monat erscheinen.