Airbus-Partner im Streit um Subventionen und Jobs

■ Das europäische Airbus-Konsortium hat es trotz gestiegenen Anteils am Weltmarkt bei Großraumfliegern nicht geschafft, die Kräfte zu bündeln

Manfred Bischoff hat in seinem Adventskalender sicher andere Geschenke vermutet als das, was ihm pünktlich zum 3. Advent entgegenflatterte. Bischoff, Chef der Daimler-Tochter Dasa und Aufsichtsrat beim europäischen Luftfahrtkonsortium Airbus, mußte zur Kenntnis nehmen, daß die beiden größten Konkurrenten der europäischen Luftfahrtindustrie sich zusammengetan haben: Boeing und McDonnell Douglas (MD).

Boeing (Weltmarktanteil 60 Prozent) und MD (knapp 10 Prozent) sind zusammen nicht nur doppelt so groß wie das europäische Airbus-Konsortium, sie sind auch straffer organisiert. Beim Airbus-Konsortium ziehen die vier Eigentümergesellschaften Dasa, die französische Aerospatiale (je 37,9 Prozent), die British Aerospace (20 Prozent) und die kleinere spanische Casa immer wieder in unterschiedliche Richtungen. Erst am Freitag war man bei Gesprächen über eine engere Zusammenarbeit nicht weitergekommen. Der große Konkurrent hat künftig den Vorzug, ganz ohne derartige langwierige Abstimmungsprozesse arbeiten zu können.

Der Zusammenschluß jenseits des großen Teiches unterstreicht so unfreiwillig auch noch einmal das Versagen der europäischen Flugzeugmanager. Im erfolgreichen ersten Halbjahr 1996 hatten die Airbus-Manager 143 Flugzeuge für über 11 Milliarden Dollar an den Mann gebracht. Der Weltmarktanteil bei Großflugzeugen war auf bis dahin nie erreichte 37 Prozent gestiegen. Im Herbst kam dann noch ein 18 Milliarden Dollar schwerer Großauftrag zur Ausrüstung von US Air dazu.

Doch statt den Schub aus dem florienden Geschäft zu nutzen, verhakten sich die Partner. Bischoff konnte sich mit seinem Kollegen Yves Michot von Aerospatiale und dem Management der British Aerospace auf keinen Zusammenschluß einigen. Die Verhandlungen für den Firmenzusammenschluß quälen sich immer noch dahin. Im Sommer hatte der Airbus-Aufsichtsrat immerhin beschlossen, das Konsortium bis 1999 zu einer ganz normalen Firma umzustrukturieren. Doch zwei Monate später beklagte sich der französische Partner Aerospatiale, daß es mit den Zusammenschlußverhandlungen nicht vorangehe. „Am 25. Juli sollte die entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt werden“, schimpfte Aerospatiale- Chef Michot frustriert. „Doch das Treffen fand nicht statt.“

Hinter den Problemen in der Airbus-Partnerschaft steht der Streit um Subventionen und Jobs. Bislang hat jeder der drei größeren Partner Dasa, Aerospatiale und British Aerospace einen garantierten Anteil am erwirtschafteten Auftragsvolumen. Die Partner eisen Subventionen bei den jeweiligen Regierungen los. Wichtige Entscheidungen werden einstimmig getroffen. Fast schon folgerichtig reagierte Bischoff denn auch nicht mit einem Krisentreffen der Airbus-Spitze auf die neue Situation. Statt dessen rief der Dasa- Manager nach mehr staatlicher Unterstützung. Die Europäer brauchten „Technologieförderung, wie sie unsere Konkurrenten bekommen“.

Bischoffs Hilferuf stieß zumindest in Bonn nicht auf taube Ohren. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (CDU) sicherte dem Airbus-Konsortium gestern prompt solche Unterstützung zu: Die Bundesregierung werde „auch zukünftig ihren Beitrag erbringen, um Wettbewerbsgleichheit auf dem Weltmarkt sicherzustellen“. Hermann-Josef Tenhagen