PEN-Appell an Kohl

■ Rushdies Verband solidarisiert sich mit iranischem Schriftsteller Sarkuhi

Berlin (taz) – Das PEN American Center hat Bundeskanzler Helmut Kohl aufgefordert, sich bei der iranischen Regierung für den in Teheran verschwundenen iranischen Schriftsteller Faradsch Sarkuhi einzusetzen. In einem offenen Brief äußert der Schriftstellerverband die Überzeugung, Sarkuhi sei „Opfer eines Streits zwischen Iran und Deutschland“. Nicht weil er „in irgendeiner Form an dieser Angelegenheit beteiligt ist, sondern schlicht wegen seiner Position als Schriftsteller, der sich für die Abschaffung der Zensur im Iran einsetzt“. Der PEN bittet Kohl, alles ihm Mögliche zu tun, „um die iranische Regierung dazu zu bringen, Sarkuhi unverzüglich freizulassen“. Der Brief endet mit den Worten: „Ihr Eingreifen wird nicht nur Sarkuhi und andere unschuldige Schriftsteller schützen, sondern auch die Lage der Menschenrechte im Iran verbessern.“

Im PEN American Center sind über 2.800 Schriftsteller organisiert. In seinem Exekutivrat sitzen unter anderen Allen Ginsberg, John Irving, Arthur Miller und Susan Sontag. Ehrenvizepräsident ist der von Irans Revolutionsführer Chomeini mit einem Mordaufruf bedachte Salman Rushdie.

Das PEN-Zentrum in der Bundesrepublik Deutschland hat Sarkuhi gestern als Ehrenmitglied aufgenommen. Der Chefredakteur der kritischen iranischen Literaturzeitschrif Adineh wollte am 3. November zu seiner Familie nach Berlin reisen. Seine Spur verliert sich auf dem Flughafen Teheran. Nach Angaben des PEN American Center hatte er dort am Geldwechselschalter eine Verabredung mit einem für Intellektuelle „zuständigen“ iranischen Geheimdienstler namens „Haschemi“. Dieser habe versprochen, Sarkuhi durch die Abfertigung zu „eskortieren“. Nach Informationen des Verbandes soll sich Sarkuhi in den Händen des iranischen Geheimdienstes befinden. Thomas Dreger