„Nicht so wie beim HSV“

■ Entwurf einer neuen Satzung vorgestellt: Auch der FC St. Pauli will seinen Aufsichtsrat haben, damit alles besser klappt / Präsident Weisener zufrieden

Die Spitze konnte sich Hans Apel nicht verkneifen. „Es wird nicht so gehen wie beim HSV“, erklärte der ehemalige Finanz- und Verteidigungsminister, als er gestern mittag die wesentlichen Teile des Entwurfs einer neuen Satzung für den FC St. Pauli vorstellte. Beim Millerntor-Club würden die Kandidaten für den Aufsichtsrat „ordentlich vorgestellt“ und nicht per Rücktrittsdrohung des Präsidenten durchgedrückt, versprach Apel, einer der zwei Vorsitzenden der „AG Satzungsänderung“.

Geht es nach Apels Vorstellungen, werden die Mitglieder des FC St. Pauli am 7. Februar 1997 die Vereinssatzung dahingehend ändern, daß der Kiez-Verein zukünftig über einen siebenköpfigen Aufsichtsrat verfügen wird. Dafür ist auf der ordentlichen Mitgliederversammlung eine Mehrheit von drei Viertel der anwesenden Mitglieder notwendig. Als zweiter Reform-Schritt soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Juni 1997 erstmals der Aufsichtsrat gewählt werden. Im Oktober steht eine weitere Premiere an – die Wahl des Präsidiums aufgrund der neuen Satzung.

Den Anstoß, sich eine neue Vereins-Verfassung zu geben, hatte St. Pauli vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhalten. Der DFB hatte von allen Profivereinen modernere und professionellere Strukturen gefordert, unter anderem auch andere Wahlmodalitäten für das Präsidium. So will man verhindern, daß auf Jahreshauptversammlungen Zufalls-Kandidaten aus einer Laune heraus gewählt werden, nur weil sie den anwesenden Mitgliedern Freikarten für Legoland oder Gratis-Bier en masse versprechen.

Ursprünglich hatte es das FC-Präsidium bei der Minimallösung eines fünfköpfigen Präsidenten-Wahlausschusses belassen wollen. Dies hatte die Arbeitsgemeinschaft Interessierter MitgliederInnen (AGIM) als nicht weitgehend genug abgelehnt. Statt dessen hatte die AGIM im Juni einen eigenen Entwurf vorgelegt und „mehr Kontrolle“ des Vorstands gefordert, was Präsident Weisener zunächst sehr empört hatte.

Später einigte man sich: Aufgrund von Weiseners Zusage, daß sie paritätisch in der zehnköpfigen „AG Satzungsänderung“ vertreten und ihre Forderungen nach einem Aufsichtsrat berücksichtigt würden, hatten die engagierten Fans den eigenen Entwurf vor der Jahreshauptversammlung am 16. Juni 1996 zurückgezogen und einen Eklat verhindert.

AGIM-Sprecher Holger Scharf zeigte sich gestern mit dem in sechs Monaten erarbeiteten Entwurf „sehr“ zufrieden. „Wir finden uns in großen Teilen wieder“, erklärte Scharf gegenüber der taz. Da mochte sich der St.-Pauli-Anhänger auch nicht aufregen, daß gestern kein AGIMler bei der Vorstellung zugegen war. Und daß Ex-Vize-Präsident Apel den ursprünglichen AGIM-Entwurf als „unbrauchbar“ abqualifizierte? „So schlecht konnte er nicht sein, schließlich sind unsere Ideen die Basis der jetzigen Satzung.“ Clemens Gerlach