„Schande im eigenen Volk!“

■ Wie sich die Kameradschaftsverbände auf die Wehrmachts-ausstellung einschießen. Dokumentation, Teil III (und Schluß)

Der Streit um die Ausstellung „Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941-45“ geht weiter. Noch ist nicht sicher, ob die Ausstellung in der Unteren Rathaushalle gezeigt werden kann. Der taz liegt ein umfangreiches Papier der „Arbeitsgemeinschaft für Kameradenwerke und Traditionsverbände e.V.“ vor. Wir dokumentieren heute in Auszügen den dritten und letzten Teil der „Aufklärungsschrift zur Ausstellung“. Erster Teil: s. taz v. 18. und 19.12.

Rechtmäßige Partisanen?

Heer (der Ausstellungsmacher, d.Red.) bestreitet (...), daß es im Osten von Anfang an Partisanen gab und meint, sie seien erst die Folge deutscher Missetaten gewesen. Die deutschen Soldaten wissen es besser. Von Anfang an hatten sie unter den völkerrechtswidrigen Partisanenüberfällen aus dem Hinterhalt zu leiden. (...) Jede andere Besatzungsmacht wäre gegen diesen Krieg im Dunkeln mit Vergeltungsmaßnahmen vorgegangen. (...) Kein Wort und kein Bild über die grausamen Verbrechen der kommunistischen Tito-Partisanen, keines über die schrecklich verstümmelten Leichen deutscher Soldaten, die ihnen in die Hände gefallen waren. (...) An allem sollen damals nur die Deutschen schuldig gewesen sein. So meint Herr Heer.

Kriegsgefangene – schlimme Schicksale hüben wie drüben

(...) Bei diesem Vergleich (der Sterbequoten auf beiden Seiten, d.Red.) ist noch zu beachten, daß die große Mehrzahl der Sowjetsoldaten schon im Herbst/Winter 1941/42 in Gefangenschaft kam (...), in dem früh eingetretenen Jahrhundertwinter, in dem unzählige erfroren. Die deutsche Wehrmacht war auf so riesige Mengen nicht vorbereitet. (...) So kam tatsächlich eine erschreckend hohe Zahl ums Leben, weniger durch Absicht oder Gewalt, als durch Hunger, Krankheiten und Kälte.

Versöhnung und Gerechtigkeit

(...) Schon halten ehemalige Offiziere der Roten Armee Ansprachen bei Treffen und Gefallenenehrungen von Traditionsverbänden in Deutschland. (...) Das russische Fernsehen berichtet in würdiger Form darüber, ohne Haß und ohne Häme, wie sie im deutschen Fernsehen oft erscheint. (...) Und gleichzeitig findet das Gegenteil hier in unserem Land statt von Leuten, die dem Kommunismus offenbar noch nicht abgeschworen haben, die noch mit der Wehrmacht umgehen wie einst der verbissene Feind, die ihr nicht Achtung erweisen, sondern ihre Ächtung betreiben. Welch eine Schande im eigenen Volk! Russen haben die Formel akzeptiert: „Die Rote Armee hat den Diktator Hitler gehindert, sein Ziel zu erreichen. Die Wehrmacht hat Stalin gehindert, Europa zu erobern – Die Opfer beider waren nicht umsonst – Die Überlebenden reichen sich die Hände.“

Wie kläglich ist da die Haß-Ausstellung des Hannes Heer und seiner Helfer. Sie wollen nicht helfen und versöhnen, sondern spalten und verletzen. Sie wollen nur die Deutschen am Pranger sehen, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und für alle Zukunft. Dies trifft nicht nur uns, die Lebenden und die im guten Glauben Gefallenen und deren Angehörige in unmenschlicher Weise. Dies ist auch eine Gefahr für die Zukunft. Man verdammt nicht auf Dauer ungestraft eine ganze Generation, die sich in ihrer Masse für ihr Land geopfert hat, die eine Gefahr gebannt hat und die vom Gegner geachtet und bewundert wurde.

Zusammenstellung: J.G.