Pläne für den Palast der Monarchie

■ Der "Förderverein Schloßplatz" legt ein Konzept für Neubau mit privaten Mitteln vor: "Berlins Mitte ihren Halt geben." Diepgens Sprecher signalisiert Zustimmung, die Finanzverwaltung widerspricht

Die Wiedererrichtung des Stadtschlosses ist machbar, ohne dafür Steuergelder aufzuwenden. Das jedenfalls behauptete gestern Wilhelm von Boddien, erster Vorsitzender des „Fördervereins Berliner Stadtschloß“. Stolz stellte er gestern ein detailliertes Konzept zum Wiederaufbau des Stadtschlosses mit privaten Mitteln vor. Knapp eine Milliarde Mark soll Berlins „vertrautes Antlitz“ kosten, und wenn die Politiker jetzt eine Entscheidung träfen, so Boddien, könnte das 1950 von der DDR gesprengte Schloß schon 2007 als „Kommunikationszentrum der Stadt“, mit Konferenz-, Ausstellungs- und Konzerträumen, genutzt werden.

Der geplante Neubau des Schlosses soll auf drei Seiten historisch exakt wieder errichtet werden. Dazu gehören die drei barocken Außenfassaden mit ihren Portalbauten zum Lustgarten, zur Schloßfreiheit und zum Schloßplatz. Auch die Kuppel soll nach dem Entwurf der Architekten Schüler/Schüler-Witte rekonstruiert werden. Im Inneren sollen nur die historischen Räume hinter den Außenfassaden in stark vereinfachter Form nachgebildet werden. Vom asbestverseuchten Palast der Republik solle nur die Ostfassade stehenbleiben und der Platz zwischen Deutschem Dom und Schloß soll für den Autoverkehr geschlossen werden.

Die Summe für den Neubau könnte laut Boddien durch ein Konsortium erbracht und durch spätere Mieteinnahmen refinanziert werden. Voraussetzung sei allerdings, daß Bund und Land die Schloßbrache unentgeltlich zur Verfügung stellten.

Senatssprecher Michael-Andreas Butz begrüßte die Anregungen der Privatinitiative. Damit werde „eine realistische Bebauung dieses geschichtsträchtigen Orts in der Mitte der Hauptstadt eröffnet“.

Diese Parteinahme des Senatssprechers sorgte indes für Irritationen bei der Senatsfinanzverwaltung. „Es wundert mich, daß Herr Butz das Projekt für den gesamten Senat begrüßt“, sagt der Sprecher der Finanzverwaltung, Frank Zimmermann. Denn es gebe durchaus unterschiedliche Auffassungen. „Bevor wir über eine kostenlose Nutzung des Areals nachdenken“, so Zimmermann, „müssen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein.“ So müsse generell erst einmal geklärt werden, wie der Schloßplatz künftig aussehen soll. Außerdem gebe es auf politischer Ebene, sowohl beim Bund als auch beim Land Berlin, noch genügend Diskussionsbedarf. Eine Entscheidung über einen Schloßneubau sei überhaupt noch nicht gefallen. Wilhelm von Boddien ist dennoch optimistisch, daß die alte Mitte Berlins „wieder ihren Halt“ bekommen wird. Dietmar Neuerer