FU sucht Kanzler im Politsumpf

■ Wissenschaftssenator Radunski sagt überraschend die Wahl des Chefverwalters der FU ab. SPD-Kandidatur vom ehemaligen FU-Präsidenten Heckelmann hintertrieben. Posten bleibt unbesetzt

Die Freien Universität ist auf dem Weg zurück in die politischen Grabenkämpfe der 70er Jahre. Völlig überraschend hat Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) die für heute anberaumte Sitzung des Kuratoriums abgesagt. Das von PolitikerInnen, Gewerkschaften und Uni-Angehörigen besetzte Gremium sollte eigentlich die wichtige Position des Kanzlers der FU neu besetzen. Um die politische Couleur der KanzlerkandidatIn jedoch herrschte schon seit Monaten Gezerre. Uni-Präsident Johann Gerlach betrachtet die Entwicklung „mit Besorgnis“.

Dem Vernehmen nach spielt der ehemalige FU-Präsident Dieter Heckelmann (CDU) eine zentrale Rolle in dem Intrigenspiel. Heckelmann habe „wie ein Wilder im Hintergrund gewurstelt“, meinte ein politischer Beobachter. Gegen einen von der SPD-Fraktion in Stellung gebrachten Kandidaten habe der Exinnensenator Heckelmann die Innenverwaltung dazu gebracht, in der Personalkommission des FU-Kuratoriums ein Veto einzulegen. Begründung: Der SPD-Kandidat aus Brandenburg sei schon alt und falle dem Land später mit der vollen Pension zur Last. Das Kuratorium ließ den SPDler dennoch zur Wahl zu.

Damit saß Wissenschaftssenator Radunski in der Bredouille. Sollte er die mit SPD-Fraktionschef Klaus Böger getroffene Vereinbarung über den SPD-Kandidaten brechen? Oder sich mit der CDU-Fraktion und ihrem wissenschaftspolitischen Strippenzieher Heckelmann anlegen? Wissenschaftssenator Radunski befreite sich mit einem Paukenschlag aus der Zwickmühle: Er hat die Kanzlerwahl abgeblasen und die Stelle gänzlich neu ausgeschrieben.

Die Kanzlerposition wird nun um eine Besoldungsstufe heraufgesetzt, um auch externe Verwaltungsprofis zur Bewerbung zu bewegen. Doch selbst in Radunskis Haus schüttelt man mit dem Kopf: Bei der derzeitigen Haushaltslage sei eine Gehaltserhöhung nicht zu denken. Das Ganze sei eine Farce zum Schaden der FU. Die Kanzlerposition werde für Monate unbesetzt bleiben.

Neben dem Böger-Favoriten aus Brandenburg bewerben sich weitere sieben KandidatInnen. Darunter ist einer aus dem „grün- schwarzen“ Spektrum, dem Heckelmann wegen guter Zusammenarbeit Dank schuldet. Die aus den Uni-Grünen hervorgegangenen „alternativ-undogmatischen Mittelbauer“ kooperierten lange mit dem Uni-Präsidenten Heckelmann. Die „Undogs“ dementierten diese Zusammenarbeit jedoch heftig. Seine „Sympathien“ mit Heckelmann hielten sich in Grenzen, sagte deren Kuratoriumsvertreter Siegward Lönnendonker. „Es gab definitiv keine Absprachen mit Heckelmann.“

Im Januar scheidet der bisherige Kanzler aus. Das Verfahren um die Nachfolge des obersten Verwalters der 50.000-Studenten- Uni begann bereits unter Radunskis Vorgänger Manfred Erhardt. Nun laufen die Beteiligten gegen die „überfallartig verfügte Absage“ (Lönnendonker) einer lange vorbereiteten Nominierung Sturm. Die grün-alternative liste will die Wahl per einstweiliger Anordnung erzwingen. Und in den Villen der FU freut man sich schon auf die Neuen: „Es geht knüppelhart um Streichungen. Jeder auswärtige Kandidat wird hier zerrieben.“ Christian Füller