Kaum gekümmert

■ Nur noch Print: Stefan Aust gibt die „Spiegel TV“-Chefredaktion ab

Hamburg (dpa/taz) – „Er hat die Statur Napoleons, und wahrscheinlich genügen auch ihm einige Stunden Schlaf im Stehen, um die Seinen in die Medienschlacht zu führen“, mutmaßte vor zwei Jahren der taz-Kommentator, als „Spiegel TV“-Chef Stefan Aust auch noch Chefredakteur der gedruckten Ausgabe wurde. Doch wie bei dem Korsen erwies sich auch Austs Standfestigkeit als begrenzt: Der Spiegel wurde zunehmend belangloser und das vielversprechend gestartete „Spiegel TV“ nach und nach zum Durchlauferhitzer von Bild-Themen aller Art.

Nun zieht Aust die Konsequenzen und gibt die Chefredaktion von „Spiegel TV“ ab. Die jetzige Situation in Doppelfunktion „werde ich umgehend verändern“, sagte Aust, der einst die „Spiegel TV“-Fernsehmagazine gründete. Einen genauen Termin nannte der 50jährige Journalist nicht.

Vor zwei Jahren war Aust die Spiegel-Chefredaktion auf Wunsch des Herausgebers Rudolf Augstein übertragen worden. Bereits bei seinem Wechsel hatte Aust zwei Ressortleitern die Verantwortung für die Bereiche Magazin (Bernd Jacobs) und Reportage (Cassian von Salomon) übertragen. Er selbst habe sich nach eigenen Worten kaum mehr um „Spiegel TV“ gekümmert, sondern nur noch zwei Konferenzen pro Woche geleitet. Mit seinem namentlichen Ausscheiden aus der Chefredaktion möchte Aust dem „weitverbreiteten Irrtum“ entgegentreten, er kümmere sich um Spiegel und „Spiegel TV“ gleichermaßen: „Meine Zeit widme ich 100 Prozent dem Spiegel“, sagte Aust, dessen Vertrag als Spiegel-Chef bis Ende des Jahres 2000 läuft.