■ Querspalte
: Klamme Krippe in Bethel

Das fängt ja gut an: Bethlehem ist pleite. Im ersten Jahr unter palästinensischer Verwaltung hat die Wiege der Christenheit kein Geld für die Weihnachtsfeier. Was wird jetzt aus der weltweiten Liveübertragung? Kein Ochs, kein Esel, keine Futterraufe mit holdem Knaben, kein langschweifiger Komet am feuerwerkigen Himmel. „Weihnachten wird nicht mehr so sein wie früher“, sagt Bürgermeister Elias Fredsch und guckt, als hätte ihn Ruprecht in den Sack gesteckt.

Und was sagt die Christenheit? Nix! Der einzige, der 40.000 Dollar Weihnachtshilfe schicken will, ist Herr Arafat. Und der ist Muslim, hat mit der ganzen Jahresendfeier nichts am Tuch. Herr Fredsch und seine Jungs brauchen aber nicht 40.000, sondern 100.000 Dollar, wenn Ochs, Esel, Knäblein und Stern nicht halbiert werden sollen.

Immerhin: Der Finne will helfen. Die Regierung in Helsinki schickte per Schiff – gratis – schon mal das wichtigste Utensil aus dem heimischen Tann: einen „15 Meter hohen“ (dpa vom Dienstag) Weihnachtsbaum. Gut geholzt, Finne, nur: Der „12 Meter hohe Baum“ (dpa vom Mittwoch) ist zwar schon vor einer Woche eingetroffen, aber im israelischen Zoll hängengeblieben. Was der Finne nicht weiß: Sämtliche eingeführten Pflanzen und Bäume müssen vom Zoll „aus gesundheitlichen Gründen“ untersucht werden. Das kann bis zu drei Monate dauern. Dann ist Ostern.

Darüber ist der Finne Rony Smolar schwer empört. Er hat sich deshalb entschlossen, einen weiteren „10 Meter hohen Baum“ (dpa vom Donnerstag) nach Bethlehem zu schicken. Ob's hilft, Rony?

Einer hat die ganze Weihnachtspleite kommen sehen. Die wenigen Christen in der islamischen Stadt berichten, daß schon vor Monaten von einem Jesusbild in der Krippenkirche dicke Tränen herabkullerten. Einer hat Ihn raunen hören: „Eher gehen drei Kamele durchs Nadelöhr, als daß Christen dem muslimischen Bethlehem eine ordentliche Weihnachtsfeier spendieren. Scheiß Geburtstag!“ Manfred Kriener