Grevesmühlener Drohungen

■ Zwei Jugendliche, die zeitweise als Brandstifter in Lübeck verdächtigt wurden, werden von Unbekannten bedroht

Berlin (taz) – Die Schweriner Staatsanwaltschaft beschäftigt derzeit ein Mysterium. Zwei der vier Jugendlichen aus Grevesmühlen, die nach dem Brandanschlag auf das Lübecker Asylbewerberheim kurzeitig als Täter verdächtig und festgenommen wurden, werden bedroht.

Der 27jährige Rene B. gab gegenüber der Polizei an, seit dem Sommer dreimal von Unbekannten in seinem Haus überfallen worden zu sein. Jedes Mal konnte er sich nach eigener Darstellung ins Freie retten. Beim ersten Vorfall im August hätten ihn allerdings mehrere Unbekannte außerhalb des Gebäudes gestellt und zusammengeschlagen, erklärte gestern Schwerins Oberstaatsanwalt Ernst Jäger gegenüber der taz. Erkenntnisse über mögliche Täter und Motive gebe es bislang nicht.

In einem zweiten Fall ermitteln die Schweriner Behörden seit Anfang dieser Woche wegen versuchter Nötigung. Dabei geht es um einen eineinhalb Seiten langen Drohbrief an die Mutter von Heiko P. (23). Darin wird sie aufgefordert, ihren Sohn zu einem Geständnis zu bewegen, wenn ihr sein Leben lieb sei. Das Schreiben wurde diese Woche von der Lübecker Staatsanwaltschaft an die Schweriner Amtskollegen zur Bearbeitung weitergeleitet. Ausdrücklich dementierte Oberstaatsanwalt Jäger eine gestrige dpa- Meldung, wonnach der Absender des Drohbriefes sich auf einen Aufruf linker Gruppen in der taz beziehen könnte. Eine solche Behauptung habe er nicht aufgestellt. Offensichtlich habe der dpa-Reporter „da etwas gründlich mißverstanden“, so Jäger. „Denn in beiden Fällen stochern wir mit der Stange im Nebel herum.“ Severin Weiland