Aus der Mitgliedskartei gestrichen

■ Der grüne Bürgerrechtler Wolfgang Templin kann nicht zur CDU wechseln – er ist bei den Grünen nicht mehr in der Kartei

Berlin (taz) – Peter Hintzes neuerdings bunte Truppe muß auf einen prominenten Seitenwechsler verzichten: Wolfgang Templin, Bürgerrechtler aus Berufung, kann Bündnis 90/Die Grünen nicht den Rücken kehren, um in der Bundes- CDU unter Führung von Hintze eine neue Heimat ohne postsozialistische Neigungen zu finden – er ist schon seit dem 4. November 1996 kein bündnisgrünes Parteimitglied mehr. Nur hat Templin das noch nicht gemerkt. Der politische Querschläger wird schon längst nicht mehr in der Berliner Mitgliederkartei geführt, droht aber eisern: „Ich bin nicht draußen.“ Ob drinnen, ob draußen, das hätte vielleicht niemanden mehr so recht interessiert, hätte nicht in dieser Woche die Gruppe von BürgerrechtlerInnen um Vera Lengsfeld den Exodus aus der grünen Partei angetreten. Eine Gelegenheit für Templin, öffentlich zu bekunden, daß er ihnen nicht folgen wolle. Noch sei die PDS-Frage bei den Bündnisgrünen offen. Und solange sich die Partei nicht für eine Zusammenarbeit ausspreche, bleibe er Mitglied, sagte Templin der taz. „Eine offene Pro-PDS-Position“ indes sei auch für ihn der endgültige Austrittsgrund.

Templins bündnisgrüne Treue aber rührt vor allem ihn selbst. Die Bündnisgrünen denken pragmatischer: „Wer nicht Parteimitglied ist, kann auch nicht austreten“, kommentierte der Berliner bündnisgrüne Schatzmeister Werner Hirschmüller die aufrechte politische Haltung seines ehemaligen Parteigenossen gelassen. Seit Anfang 1995 hat der Schatzmeister nämlich keine müde Mark mehr von Templin gesehen. Nicht einmal den Mindestmitgliedsbeitrag von zehn Mark im Monat war Templin seine Parteimitgliedschaft noch wert.

„Wer anderthalb Jahre keine Beiträge bezahlt, hat sich auch innerlich von der Partei verabschiedet“, interpretierte Hirschmüller Templins schlechte Zahlungsmoral. Und man könne einen Prominenten wie Templin auch nicht anders behandeln als andere säumige Parteimitglieder. Deshalb sei Templin im November gemeinsam mit 80 anderen bei der „Karteibereinigung“ rausgeflogen. „Mit politischen Differenzen hat das aber nichts zu tun“, versicherte Hirschmüller.

Wolfgang Templin indes würde, so vertraute er der taz an, wirklich nicht zur CDU wechseln. „Auf keinen Fall wollte ich mich auf kaltem Weg aus der Partei verdrücken. Ich werde noch einmal mit dem Schatzmeister reden.“ Da sollte er sich auch was zu den Mitgliederbeiträgen ausdenken. Hirschmüller rät: „Wolfgang Templin wohnt in Berlin-Kreuzberg, er kann ja im dortigen Bezirksverband eine Neuaufnahme beantragen.“ Barbara Junge