„Das geht alles seinen rechten Gang“

■ Frau an der falschen Hand operiert: Chirurg verwechselte bei der Operation links und rechts und kam glimpflich davon

Die „konservative Therapie“ zeigte keinen Erfolg. Da verlegte sich Chirurg Dr. Ernst B. auf wahrlich außergewöhnliche Heilmethoden: Er operierte seiner Patientin Marianne H. die falsche Hand. Da auch eine Strafe nicht zwingend rechts von links zu unterscheiden lehrt, stellte das Amtsgericht Altona gestern das Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung ein. Als „Denkzettel“ zahlt Dr. B. eine Geldbuße von 4000 Mark. Die Hälfte davon bekommt Marianne H. als Schmerzensgeld, der Rest wandert in den Topf einer gemeinnützigen Einrichtung – die „Hilfe für Gesundheitsgeschädigte“.

Eigentlich sollte die Operation die Schmerzen von Marianne H. beseitigen. Darauf durfte sie noch hoffen, als sie im Dezember 1994 in den Operationssaal geschoben wurde. Der Eingriff war lange vorher besprochen, erst sechs Tage zuvor hatte der Arzt sie darüber aufgeklärt, wo und wie er das Messer ansetzen würde. Erste leise Zweifel allerdings regten sich bei der Patientin, als die Narkoseärztin die Kanüle für die Betäubung nun just in dem Arm verankerte, der aufgeschnitten werden sollte. Wohl deutete Marianne H. noch zaghaft an, daß das doch unpraktisch wäre. Als jedoch die Anästhesistin sie mit den Worten: „Das geht schon alles seinen rechten Gang“ abspeiste, konnte Marianne H. schon nicht mehr protestieren. Die Narkose war schneller.

Und dann ging es tatsächlich den „rechten“ Gang, während eigentlich die linke Hand operiert werden sollte. Chirurg Dr. B. fand seine Patientin aufgebettet mit verkabelter linker und ausgestreckter rechter Hand. Also machte er sich munter ans Werk.

Eigentlich könne so etwas gar nicht passieren, dramatisierte Dr. B. vor dem Amtsgericht ungewollt seine eigene Unvorsichtigkeit. Und daß es doch geschah, dafür trage er zwar die Verantwortung als der, „der das Skalpell geführt hat“. Doch schuld sei er eigentlich nicht: Noch am Vorabend habe er die Krankenakte gelesen und Diagnose und Eingriff fein säuberlich auf einer Tafel am Eingang zum OP-Saal vermerkt. Der kurze Blick tags darauf stimmte mit dem Bild überein, das sich ihm im OP-Saal bot. Denn die Anästhesistin war ebenfalls gründlich gewesen und hatte die Angaben auf der Tafel schlicht geändert. Aus links mach rechts.

Als sie ihn nach dem Aufwachen geschockt auf seinen Fehler hinwies, so Marianne H. gestern, entschuldigte sich der Chirurg „lapidar mit den Worten: Dann operieren wir eben in zehn Tagen die andere Hand“. Elke Spanner