"Liebe taz..." Gegen Hrdlicka - betr.: "Die Wucht der Bilder", taz vom 17.12.1996

Betr.: „Die Wucht der Bilder, taz, vom 17.12.

Sehr geehrte Damen und Herren, Ihr Blatt berichtete am 17.12. über meine Auseinandersetzung mit Alfred Hrdlicka im Rahmen einer Diskussion zur Wehrmachts- ausstellung: „Wie es hieß, hatten sich Wolffsohn und Hrdlicka vorher noch freundlich händeschüttelnd begrüßt. It's showtime.“

Diese Darstellung ist falsch und zeigt, daß Ihr Autor nicht recherchiert hat. Richtig ist, daß Herr Hrdlicka ohne mein Wissen eingeladen wurde. Ich erfuhr das am 12.12. 1996 und schrieb an Generalintendant Dr. Klaus Pierwoß das folgende Fax:

„Ich will Ihnen nicht die gesamte Veranstaltung kaputtmachen. Nur daher sage ich nicht kurzfristig ab. Aber Herr Hrdlicka ist für micht als Historiker und Jude eine unerträgliche Zumutung. Hrdlicka hat am 24.11. 1994 in der SED-PDS-zeitung „Neues Deutschland“ Wolf Biermann, dessen Vater als Jude und Kommunist von den Nazis ermordet wurde, die Nürnberger Gesetze „an den Hals“ gewünscht. Hrdlicka solidarisierte sich dabei mit Gregor Gysi und Stefan Heym, die, wie ich in meinem Buch „Die Deutschland-Akte“ gezeigt habe, Juden als Instrument der DDR- und PDS-Politik schamlos mißbraucht haben.“

Es versteht sich von selbst, daß aufgrund dieses Schreibens auch vor der Diskussion zwischen Hrdlicka und mir nicht von Freundlichkeit, Händeschütteln oder Begrüßung die Rede sein konnte. Wer, wie Hrdlicka, so über die NS-Judenpolitik denkt und schreibt, hat sich moralisch disqualifiziert, um mit Demokraten über den Holocaust zu reden. Wie viele Antisemiten – von rechts und links – verträgt die Holocaustdiskussion? Henryk Broder nennt Hrdlicka in seinem neuesten Buch „Volk und Wahn sogar einen „linken Nazi“.

Für Juden wie Broder und mich gehört das Hofieren von Hrdlicka zur traurigen Wirklichkeit der deutschen Linken, nicht zur „showtime“. Erschütternd, daß bei der taz dafür kein Gespür vorhanden ist, zumal Hrdlicka in jener Diskussion Gregor Gysi, der überhaupt kein Jude ist, zum Juden machte. „Wer Jude ist, bestimme ich.“ Das kennen wir von Göring & Co. Nun sagen's Linke in Großdeutschland. Offenbar wurden auch „Taz“ianer von der „Bewältigung“ der Vergangenheit überwältigt.

Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Universität der Bundeswehr, München.

(Wir bleiben bei unserer Darstellung, die taz-Redaktion)