Die Täter werden jünger, die Delikte brutaler

■ Kriminalitätsstatistik: 1996 Anstieg der Delikte und der aufgeklärten Fälle

Berlin wird dieses Jahr höchstwahrscheinlich mit einem neuen Kriminalitätsrekord abschließen: Mit etwa 600.000 Straftaten sollen nach Zeitungsberichten über die neue Kriminalitätsstatistik 1996 rund 19.000 Delikte mehr registriert werden als im Vorjahr. Mit 44 Prozent sei zugleich die höchste Aufklärungsquote seit 1991 zu verzeichnen. Besonders bei den sogenannten Roheitsdelikten, etwa Geiselnahme oder schwerer Raub, werde „mit Sorge“ ein Anstieg von rund 60.000 Straftaten beobachtet. Die Täter würden immer jünger und brutaler, so die Erfahrungen der Polizeibeamten. Bereits Zwölfjährige bewaffneten sich und schreckten auch nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden.

Die Zahl der Mordfälle sei von 79 im vergangenen Jahr auf bisher 86 gestiegen, darunter die Verbrechen der vietnamesischen Zigarettenmafia. Zudem hätten sich die sogenannten Raubtaten im Vergleich zu 1995 um drei bis fünf Prozent auf etwa 9.800 erhöht. Den Berichten zufolge registrierte die Polizei in diesem Jahr über 24.000 Fälle von Wirtschafts- und Umweltkriminalität, was eine Steigerungsrate von 50 beziehungsweise 70 Prozent bedeuten würde.

Ein Rückgang der Delikte ist den Berichten zufolge beim schweren Diebstahl zu verzeichnen. Mit 171.500 Delikten wird er etwa vier Prozent geringer sein als 1995. Die Autodiebstähle gingen seit 1992 von 27.100 auf 21.000 Fälle in diesem Jahr zurück. Wohnungseinbrüche blieben mit 15.000 auf gleichbleibendem Niveau.

Experten des Bundeskriminalamts und von Berlins Polizeiführung zählen den Berichten zufolge zu den Ursachen für die insgesamt rasante Kriminalitätsentwicklung in der Hauptstadt die „außergewöhnlich hohe Arbeitslosigkeit junger Menschen, desillusionierte ostdeutsche Jugendliche, ungenügende Ausbildungs- und Freizeitbedingungen und den Zustrom enttäuschter Menschen aus den ehemaligen Ostblockstaaten, die um jeden Preis am Wohlstand teilhaben möchten“. ADN