In jeder ordentlichen Firma ein guter Japaner

■ Japan griff Perus Präsident Fujimori regelmäßig mit Geld unter die Arme

Berlin (taz) – Nicht von ungefähr haben sich die 23 Guerilleros der Tupac Amaru Dienstag die Botschaft Japans für ihre spektakuläre Geiselnahme ausgesucht. Die japanische Regierung ist einer der wichtigsten Förderer für Perus Präsidenten Alberto Fujimori. Die Botschaft des Landes sei ein bewußt gewähltes Ziel gewesen, erklärte einer der Guerilleros im japanischen Fernsehen.

Seit dem Regierungsantritt Fujimoris ist Japan zum zweitwichtigsten Handelspartner der Andenrepublik aufgestiegen. 1994 gingen 9,2 Prozent der peruanischen Exporte in das Land der Mitte, 7,6 Prozent der Importe, vorwiegend Investitionsgüter, kamen im folgenden Jahr von dort. Auch japanische Investitionen in die 1990 äußerst marode peruanische Wirtschaft begannen mit dem Amtsantritt Fujimoris zu fließen. Nach den USA gilt Japan als größter Nutznießer der von Fujimori eingeleitenten Privatisierungswelle. In den vergangenen fünf Jahren sind rund einhundert große Staatsunternehmen privatisiert worden.

Eine der Ursachen der japanischen Investitionsfreude ist die unproblematische Verständigung mit den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik. Fast in jeder Firma, die etwas auf sich hält, arbeiten mittlerweile japanischstämmige Peruaner.

Auch in der staatlichen Verwaltung ist die Zahl von Peruanern japanischer Herkunft sprunghaft angestiegen. Eine in Lima kursierende Liste nennt mehrere hundert japanischstämmige Persönlichkeiten, die nach dem Amtsantritt des Präsidenten wichtige Ämter in der Staatsverwaltung einnahmen. Diese Entwicklung ist auch von der Regierung in Tokio mit Wohlwollen registriert worden. Kaiser Akihito ließ den peruanischen Präsidenten wissen, daß er ihm jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehe. Auch im japanischen Parlament durfte Fujimori mit einer Feiertagsrede glänzen – eine Ehre, die zuvor nur wenigen Staatsgästen zuteil wurde.

Schon bald ließ die Regierung Kreditzusagen und Entwicklungshilfegelder folgen. Allein in der Woche vor dem Putsch Fujimoris am 5. April 1992 hatte die japanische Regierung dem promovierten Agraringenieur mehrere hundert Millionen US-Dollar Kredit zugesagt. Im Anschluß verfügte Fujimori die verfassungswidrige Auflösung des Parlaments.

Immer wieder griff Japan dem peruanischen Präsidenten unter die Arme. Erst im August 1996 besuchte Premierminister Ryutaro Hashimoto seinen Amtskollegen in Lima. Im Gepäck hatte er einen neuen Entwicklungshilfekredit in Höhe von 549 Millionen US-Dollar für die Verbesserung der ländlichen Infrastrukur. Knut Henkel