Faradsch Sarkuhi wieder aufgetaucht

■ Der vor 50 Tagen verschwundene iranische Schriftsteller Faradsch Sarkuhi erschien gestern am Teheraner Flughafen. Sein Abtauchen soll familiäre Gründe gehabt haben

Berlin/Stockholm (taz) – Rätselhaftes Auftauchen eines Vermißten: Der am 3. November auf dem Teheraner Flughafen verschwundene iranische Schriftsteller stand gestern an eben jenem Ort und erklärte gegenüber Journalisten, er sei gerade aus Deutschland zurückgekehrt. Sein Verschwinden haben mitnichten politische Gründe sondern familiäre. Seine in Deutschland lebende Frau, Faride Zebardschad hatte angenommen, der Herausgeber der kritischen Literaturzeitschrift Adineh sei vom iranischen Geheimdienst verschleppt worden.

Sarkuhis Telefonanschluß in Teheran war nach Bekanntwerden der Nachrichten non-stop besetzt. Ein ihm nahestehender Schriftsteller erfuhr von Sarkuhis Verwandten, daß er tatsächlich zurückgekehrt sei. In Teheran lebende Angehörige hätten einen Anruf von Sarkuhi erhalten, mit der Bitte, ihn am Flughafen abzuholen. Dort hätten sie ihn jedoch nicht angetroffen. Wieder nach Hause zurückgekehrt, meldete sich der Schriftsteller erneut, und teilte mit, jetzt sei er tatsächlich am Flughafen.

Die Rückkehr Sarkuhis war gestern von iranischen Regierungskreisen gegenüber der Deutschen Presseagentur in Teheran angekündigt worden. Der Schriftsteller war am 3. November verschwunden, nachdem er bereits bei einem Flug der Iran Air nach Hamburg eingecheckt hatte. Nach Informationen des American Pen-Center hatte er dort eine Verabredung mit einem iranischen Geheimdienstler, der persönlich für eine sichere Ausreise sorgen wollte. Eine Bekannte Sarkuhis, die ihn zum Flughafen gebracht hatte, erfuhr vom dortigen Personal, es gebe Probleme mit seiner Ausreisegenehmigung, Sarkuhi werde einen Flug der Lufthansa nach Frankfurt nehmen. Dann wurde ihr gesagt, Sarkuhi habe doch noch den FLug der Iran Air erwischt. An beiden Flughäfen warteten Freunde des Schriftstellers – vergeblich. Zuvor hatte der in Paris ansässige Iran Press Service berichtet, Sarkuhi sei im Teheraner Gefängnis Nummer 336 gesichtet worden. Thomas Dreger