Wie die WBF sich neue Besetzer macht

■ Instandhaltung und Verträge für ehemals besetztes Haus verweigert

Für das seit 1992 legalisierte, ehemals besetzte Haus in der Kreutziger Straße 12 verweigert die Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) den Abschluß neuer Mietverträge. „Die Bewohnerfluktuation in dem Haus ist zu hoch“, begründet WBF- Sprecherin Birgit Stötzer die Weigerung. Außerdem gebe es bei bestehenden Verträgen enorme Mietrückstände.

Die Bewohner befürchten, daß das Haus entmietet und anschließend lukrativ verkauft werden soll. Der Hausverwalter Ralf Tödter, der bereits drei ehemals besetzte Häuser in der Nachbarschaft übernommen hat, hat sich schon in der Nummer 12 umgesehen.

Auch wenn Stötzer jegliche Verkaufsabsichten dementiert, zeigt die WBF wenig Engagement, das Haus zu sanieren oder wenigstens zu pflegen. Anstatt ein gebrochenes Wasserrohr zu reparieren, habe die WBF eine Mieterin aufgefordert, einen Eimer aufzustellen, berichten die Bewohner. Haus- und Hofreinigung tauchten zwar auf der Betriebskostenabrechnung auf, würden aber nie durchgeführt. Dafür werde die Müllabfuhr gleich doppelt berechnet. Monatelang sei kein Müll abgeholt worden, ärgern sich die Bewohner.

Neben der regulären Müllabfuhr sollten die Bewohner auch die Kosten für die durch die Ausfälle notwendig gewordene Extraabfuhr übernehmen. Aus Protest verweigerten die Bewohner die Zahlungen. Die Wohnungsbaugesellschaft registrierte das als „Mietrückstände“ und drohte den Bewohnern mit der Kündigung. Eine Neuberechnung habe die WBF zwar mehrfach versprochen, heißt es von seiten der Mieter, sie sei aber bis heute nicht erstellt.

Einzige Handlung der WBF vor Ort war die „Kontrolle der Mietverhältnisse“ am 29. Oktober. Im Zuge der Räumung eines besetzten Hauses in der Kreutziger Straße war die Polizei auch in die Hausnummmer 12 gestürmt. Dabei wurden nicht nur sieben Wohnungen gesperrt. Wo die Bewohner nicht anwesend waren, wurden auch vermietete Wohnungen aufgebrochen. „Für die Reparatur der dabei zerstörten Türen sollen wir nun selber aufkommen“, beklagt sich eine Bewohnerin.

1990 waren Seitenflügel und Hinterhaus des Gebäudes besetzt worden. Im Januar 1992 schloß die WBF mit dem Bewohnerverein einen Nutzungvertrag ab. Die Wohnungsbaugesellschaft verpflichtete sich zu einer Grundinstandsetzung. Die Bewohner bekamen ein Vorschlagsrecht für die Belegung frei werdender Wohnungen.

Doch die Sanierung wurde im Jahr 1994 abgebrochen. „Die Bauarbeiter wurden massiv bedroht“, begründet WBF-Sprecherin Birgit Stötzer, was die Bewohner zurückweisen. Ihnen wäre nichts lieber, als daß die Sanierung endlich beendet würde. Gereon Asmuth