Zweimal flog der Brandsatz

■ Rätselraten um die Motive der Täter nach zwei Brandanschlägen auf Weddinger Fahrschulen

Im Bezirk Wedding brennt die Luft. Innerhalb einer Woche haben noch bislang unbekannte „Feuerwerker“ zwei Fahrschulen mit Hilfe von Molotowcocktails abgefackelt. Das Kuriose: Beide Brandanschläge ereigneten sich in der Reinickendorfer Straße. Erst flog am vergangenen Donnerstag ein Brandsatz in das Geschäft des Fahrlehrers Peter Ehlers, zwei Tage später brannten die Schulungsräume der Fahrschule Gehrmann. Die dritte Fahrschule in der Straße, das türkische Unternehmen Baris, blieb bislang verschont.

Die Polizei tappt im dunkeln, die Anwohner sind sichtlich irritiert, die Geschäftsleute verunsichert und die betroffenen Fahrschulen den Tätern bereits auf der Spur. „Dahinter steckt die Konkurrenz“, will Fahrlehrer Peter Ehlers wissen. Er vermutet hinter dem „heimtückischen Anschlag“ das vier Häuser weiter ansässige Unternehmen Baris. Die hätten Probleme damit, Fahrschüler zu bekommen, sagt er, während seine Firma einen wachsenden Zulauf an Fahrschülern verzeichne. Von der Fahrschule Baris war keine Stellungnahme zu erhalten.

Ein älterer Herr, der sich seinen täglichen Nachmittagsspaziergang gönnt, umschreibt die allgemeine Verunsicherung, die jetzt den Kiez erfaßt habe. „Das hat die Leute hier aufgeschreckt“, sagt er mit lauter Stimme, die Augen dabei weit aufgerissen. Er ist sich sicher, daß „da 'ne Bande unterwegs ist, die von der Konkurrenz geschickt wurde“. Es könnte aber auch, rätselt er weiter, die türkische Mafia sein, die versucht, die Straße in ihre Hand zu bekommen. Aber so genau wisse er das natürlich auch nicht. Ein Türke, dessen Döner- Imbiß sich im selben Haus befindet wie die Fahrschule Gehrmann, will von einem Brand nichts mitbekommen haben. „Wir sind nicht von hier“, sagen auch drei Türken, die am Tisch sitzen und Tee trinken.

Eine Familienfehde vermutet ein Rentner-Ehepaar hinter den Anschlägen. Gerade eben hätten sie in die Fahrschule Gehrmann hineingeschaut, „um mal zu gucken, was das Feuer noch übriggelassen hat“. Aber leider mußten sie enttäuscht von dannen ziehen. „Man sieht ja fast gar nichts“, beklagt die alte Frau mit quengeliger Stimme. Ob man denn wenigstens bei der anderen Fahrschule etwas Verbranntes sehen könne, fragt sie neugierig.

In der Fahrschule Ehlers sind die Spuren der Brandtat noch deutlich sichtbar: Angekokelter PVC-Boden, angesengte Grünpflanzen und verrußte Wände. Im Schaufenster prangt ein Schild: „10.000 Mark Belohnung für die Ergreifung des Brandstifters sowie dessen Auftraggeber“. Peter Ehlers hofft, die Täter damit zur Räson zu bringen. Dietmar Neuerer