Hasan Y. 59, Türke

Bis er 65 ist, sagt HASAN Y., muß er noch warten. Das sei nicht so schlimm, denn in Hamburg gefalle es ihm gut. Die Türkei aber sei einfach „noch schöner“. Dort grüßt ihn jeder, kennt er viele und das Wetter ist viel besser. „Hier ist es fast immer dunkel.“ 59 Jahre alt ist Hasan geworden in der vergangenen Woche, hat mit seinen Brüdern, Kindern und Enkeln gefeiert, die Nachbarn waren da. In dem Haus ist seine Familie die einzige nichtdeutsche. Doch das sei kein Problem, meint er, sei es nie gewesen.

20 Jahre lang hat er bei der Bahn gearbeitet, „Batterienpflege“. Er überprüfte die 60 Kilo schweren Stromlieferanten der Personenzüge, unzählige Male hat er sie ausgetauscht. Seit langem hat er Schmerzen, plagen ihn Bandscheiben und Nackenwirbel. Wenn er länger nicht zum Dienst erscheinen konnte, sei der Betriebsarzt gekommen und habe ihn wieder zur Arbeit geschickt. „Aber ich habe keine Kraft mehr gehabt.“ Mit Hilfe seines Hausarztes beantragte er Frührente, seit fünf Jahren arbeitet er nicht mehr. Aber die Schmerzen kommen immer wieder, obwohl er regelmäßig Spritzen bekommt.

Eine große Wohnung in der Türkei und in der Nähe des Meeres hat Hasan bereits gekauft. Aber die Betriebsrente der Bundesbahn steht ihm erst mit 65 zu und nur dann, wenn er solange hierbleibt. Bis dahin lebt die Familie mal hier, mal da. Und seiner Frau ist das eigentlich auch ganz recht so. Weil sie gern arbeitet und das in der Türkei für eine Frau nicht unbedingt üblich sei. Auch Hasan wollte es zunächst nicht und meinte, daß er genug für alle verdiene. Aber die Frührente reichte nicht. Einige Jahre machte sie in einem Hotel sauber, mittlerweile arbeitet sie in einem Krankenhaus. Hasan holt sie jeden Abend ab.

Hasan ist zum zweiten Mal verheiratet; als seine erste Frau starb, waren die Kinder noch klein. Heute haben die meisten selbst Kinder. Sein Stiefsohn, der als Sechsjähriger einen schweren Unfall hatte, geht in die neunte Klasse einer Sonderschule. Deshalb sind sie nur während der Schulferien in der Türkei, und besonders gut gefällt es dem Jungen dort grundsätzlich nicht.

In Hamburg wird er vom Stiefvater betreut, während seine Mutter arbeitet. Hasan geht einkaufen, kocht, macht die Wäsche. Und er geht spazieren, trifft sich mit anderen, auch früheren Kollegen, im Café ganz in der Nähe zum Kartenspielen. Die meisten Türken seien wie er in Frührente. Von den Deutschen, die er kennt, eigentlich niemand. win