Vulkan zum Schluß mit „echten Korea-Preisen“

■ Hamburger Hansa-Treuhand hatte schon Anfang Dezember ein Angebot für die letzten Containerfrachter vorgelegt. Damals pokerte der Konkursverwalter noch.

Die Hamburger Schiffahrtsgesellschaft Hansa Century hatte schon am 6. Dezember ein Angebot zum Kauf der beiden letzten Vulkan-Containerschiffe für jeweils 53,5 Millionen Mark abgegeben. Und zwar wollte Hansa die Schiffe ohne Bedingungen wie eine Rücktrittsklauseln oder eine verbindliche Charter kaufen. Konkursverwalter Jobst Wellensiek war aber seinerzeit noch von einem höheren Kaufpreis ausgegangen. „Damals hat man uns aber die kalte Schulter gezeigt“, sagte Hermann Ebel, Vorstand der Hamburger Finanzierungsgesellschaft Hansa Treuhand, deren Ableger die Century ist, der taz. Dabei hätten alle anderen Angebote unter Bedingungen gestanden, die letztlich nicht zu halten waren. Hansa war jetzt eingesprungen und hatte den Kaufvertrag für das Containerschiff 110 unterschrieben, nachdem die Münchener Conti-Reederei kurzfristig ausgestiegen war.

Nur weil bereits ein Anbegot auf dem Tisch gelegen hätte, habe der Deal mit dem Vulkan am Freitag vergangener Woche so schnell über die Bühne gehen können, sagte Ebel. Man habe dem Vulkan seit 1984 bereits 14 Neubauten abgekauft. Für das Schiff Nummer 110 könne noch in diesem Jahr eine Anzahlung von 30 Prozent des Kaufpreises geleistet werden. Weitere Tranchen wären am 1. Februar, dem 1. März und am 1. April fällig, der Rest bei Ablieferung Ende April. Weltweit sind nach Angaben Ebels acht weitere Schiffe für Hansa im Bau. Die Flotte der Hamburger umfaßt insgesamt 50 Schiffe, die zum Teil über Beteiligungsfonds, zum Teil mit eigenem Kapital finanziert werden.

Ebel bekräftigte die Bereitschaft, auch das zweite Containerschiff mit der Baunummer 111 zu kaufen. Hansa verlangt aber eine Garantie: „Wir wollen unsere Anzahlung zurückhaben, falls es mit dem Bau doch nichts wird“, sagt Ebel. Am Freitag den 27. Dezember werden die Bürgschaftsausschüsse zunächst über die 42-Millionen Bürgschaft für Nummer 110 beschließen. Für die erste Januarhälfte erwartet Ebel eine Entscheidung, ob 111 finanziert werden kann oder nicht. Wie es aussieht, muß das Land sich stärker beteiligen, fehlen doch gegenüber dem letzten Angebot von Conti insgesamt acht Millionen Mark in der Kalkulation. Unsicher bleibt, ob man nach dem Verkauf der Costa-Reederei an die amerikanische Carbnival Corp. mit dem Erlös für den Rumpf des Kreuzfahrt-Schiffes Costa 2 rechnen kann.

Die nun 53,5 Millionen pro Vulkan-Containerschiff entsprechen laut Ebel „echten Korea-Preisen“. Weil man zum Weltmarktpreis gekauft habe, sehe er auch kein Beschäftigungsrisiko für das Schiff. Conti war ausgestiegen, nachdem ihr Charterer abgesprungen war.

Die Hamburger, die als eines der großen deutschen Emissionshäuser für Schiffsbeteiligungen seit 1983 ein Investitionsvolumen von 3,3 Milliarden Mark bewegt haben, sind auch eingestiegen, um „mal einen Strich zu machen“, wie Ebel sagt. Die Vulkan-Schiffe hätten als „vagabundierende Einheiten“ den Markt beschädigt. Jedem in der Branche sei klar gewesen, daß sie fertiggebaut würden. „Die müssen doch von der Werft und Abwracken wäre teurer“. Die verschiedenen Interessenten für Nummer 110 und 111 seien durch die Chartermärkte gelaufen und hätten den Charterern in den Liniendiensten Billig-Konditionen angeboten. „Das bekommt den Reedern nicht“, sagt Ebel. Schon hätten ihn Charterer nach ähnlich günstigen Bedingungen für andere Schiffe gefragt. jof