Betr.: Britta

Britta: Mit 5.000 Mark in der Tasche kam sie wegen eines Mannes von Frankfurt/M. nach Berlin. Drei Wochen später war das Geld weg. „Ich kann nicht mit Geld umgehen“, sagt sie beiläufig, während sie langsam Spaghetti auf ihre Gabel dreht. Danach schlug sie sich auf der Straße durch, streifte durch die West-City am Bahnhof Zoo, traf „interessante Leute“. Doch einige nahmen ihr Interesse übel. „Immer wieder Schlägereien. Eine dachte, ich würde ihr den Freier wegnehmen – so 'n Schwachsinn – ich bin nie auf 'n Strich gegangen. Einmal haben sie mir die ganzen Haare ausgerissen – deshalb habe ich den Rest auch noch abrasiert. Ich bekam richtig Verfolgungswahn wegen der Schlägereien, dachte, jemand wäre hinter mir her. Irgendwann war ich wieder bei der Polizei und habe gesagt: So geht das nicht mehr weiter. Ich wollte mal zu mir kommen.“ Die Beamten riefen den Sozialpsychiatrischen Dienst und fuhren sie in die Nervenklinik Spandau. „Da war alles okay, bis ich einmal mitten in der Nacht telefonieren wollte. Ich habe eine Frau gefragt, ob sie 30 Pfennig hat zum Telefonieren. Die hat dann gesagt, ich solle gefälligst arbeiten gehen. Da bin ich völlig ausgerastet. Plötzlich standen zehn Leute vor mir, haben mich festgehalten und wollten mir eine Spritze verpassen. Ich habe dann gesagt, daß ich schwanger bin, war natürlich gelogen, aber das konnten die doch nicht wissen. Sie haben mir trotzdem die Spritze gegeben und mich fixiert, also mit Lederriemen ans Bett gefesselt – das tut unheimlich weh nach ein paar Stunden –, ich habe so dünne Handgelenke. Zwei Tage war ich im Delirium. Dann kam der Amtsarzt und hat gesagt, nach einer Woche könne ich gehen.“ Nach einem Zwischenaufenthalt in einem betreuten Obdachlosenheim hörte sie vom Weglaufhaus.

Seit zwei Wochen ist sie hier, wirkt ruhig und ausgeglichen. „Die Leute hier helfen besser. Es ist ruhig, ordentlich, übersichtlich.“ Britta kann wieder Pläne schmieden. Bevor sie aus dem konventionellen Leben rutschte, hatte sie sechs Jahre lang bei verschiedenen Fluglinien auf dem Frankfurter Flughafen gearbeitet. Jetzt will sie zur Polizei oder zur Europäischen Weltraumorganisation ESA. „Ich kann einiges aushalten.“