Angst auch bei der dritten Fahrschule

■ Nach zwei Brandanschlägen auf Fahrschulen herrscht Verunsicherung in der Reinickendorfer Straße

Die Fahrschule Baris in der Reinickendorfer Straße in Wedding hat Vorwürfe zurückgewiesen, sie hätte etwas mit den mysteriösen Brandanschlägen auf zwei Konkurrenz-Fahrschulen in derselben Straße zu tun. Die Fahrschule Ehlers hatte behauptet, die Firma Baris würde hinter den Anschlägen stecken, da sie nicht ausreichend Fahrschüler bekomme (die taz berichtete).

„Es ist eine reine Unverschämtheit, uns zu verdächtigen“, empört sich eine Baris-Mitarbeiterin. „Wir haben selber Angst, daß uns dasselbe passiert.“ Sie wisse nichts von einem „Konkurrenzproblem“, sagt sie. Und: die Firma Baris könne sich nicht über ein schlechtes Geschäft beklagen, die Fahrschule sei ausgelastet. Die Polizei wollte zu den erhobenen Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben. Es werde in alle Richtungen ermittelt, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Auch Peter Glowalla vom Berliner Fahrlehrerverband hält die Möglichkeit für ausgeschlossen, daß sich Fahrschulen gegenseitig bekriegen und dabei Menschenleben in Kauf nehmen könnten. Den enormen Konkurrenzdruck sieht er indes gegeben. In Berlin gebe es, so Glowalla, 680 Fahrschulen – bei rund 60.000 Fahrschülern im Jahr seien das für eine wirtschaftliche Führung 150 Fahrschulen zuviel. Das Überangebot an Fahrschulen sei dadurch zu erklären, daß die Arbeitsämter in den letzten Jahren „ohne Unterlaß“ Fahrschullehrerausbildungen zugelassen hätten. Die Behörden hätten jedoch dabei nicht bedacht, daß immer mehr junge Leute immer weniger Geld hätten, sich einen Führerschein zu leisten. „Früher sind wir mit unseren Schülern zwei bis drei Doppelstunden in der Woche gefahren“, erklärt Peter Glowalla, „aus Geldmangel fahren die heute alle drei Wochen eine Doppelstunde“. Viele Fahrschulen arbeiteten deshalb mit Dumping-Preisen. Den Fahrlehrern bliebe auch gar nichts anderes übrig, sagt er. „Die kämpfen doch ums nackte Überleben.“ Dietmar Neuerer