Finales Bewag-Poker mit vier Bietern

■ Die Angebote sind gesichtet: Die Finanzverwaltung verhandelt über den Bewag-Verkauf mit einem deutschen Konsortium und drei ausländischen Energiekonzernen. Deutscher Stromgigant RWE stieg aus

Der Verkauf der landeseigenen Anteile von 25,8 Prozent an der Bewag tritt in seine heiße Phase. Gestern hat die Finanzverwaltung das Bieterverfahren abgeschlossen und die konkreten Verkaufsverhandlungen eingeläutet. Dem Vernehmen nach sind für diese Verhandlungen nur noch vier Anbieter übriggeblieben: Neben einem deutschen Konsortium aus Preag und Bayernwerk kommen die amerikanischen Konzerne „Pacific Corporation“ und „Southern Company“ sowie die britische „PowerGen“ als Käufer in Betracht. Unklar ist, ob der Hamburger Stromversorger HEW sein Angebot auf der jetzt diskutierten „Short List“ plazieren konnte.

Die Sitzung des „Lenkungsausschusses“ mit den Senatoren für Wirtschaft (Pieroth, CDU), Umwelt (Strieder, SPD), Finanzen (Fugmann-Heesing, SPD) und Vertreter von Bewag und der Londoner Barclay's Bank sei so vertraulich gewesen, daß „hinterher die Unterlagen wieder eingezogen wurden“, meinte Umweltsenator Strieder. Und auch der Sprecher der Finanzverwaltung, Frank Zimmermann, teilte nur mit, es sei „Einigkeit erzielt worden“ bei der engeren Auswahl der Bewerber und beim weiteren Verfahren. Das sehe vor, unter Federführung der Finanzsenatorin „so schnell wie möglich“ die Verhandlungen zu beginnen und bis Ende Februar zu einem Abschluß zu kommen, um die erhofften etwa 1,5 Milliarden Mark noch in den Haushalt 1996 einstellen zu können.

Trotz der Geheimniskrämerei sind die Bewerber nun auszumachen: Denn von den ursprünglich über 20 Bewerbern sind nur noch wenige übrig. So verkündete der US-Konzern „Enron“ letzte Woche seinen Ausstieg aus dem Verfahren. Gestern nun erklärte die BASF-Tochter „Wintershall AG“ gegenüber der taz, man sei an der Bewag „nicht mehr interessiert“. Als Weihnachtsüberraschung gilt in Expertenkreisen der Rückzieher des deutschen Stromgiganten Nummer eins, des Essener RWE, das bei den konkreten Angeboten nicht mehr dabei ist. Ein Sprecher des Hamburger HEW erklärte zwar: „Wir waren und sind an der Bewag interessiert.“ Doch Experten rechnen nicht damit, daß die HEW beim finalen Bewag-Poker eine Rolle spielen wird. Denn obwohl offiziell nur über 25,8 Prozent verhandelt wird, bekommen die Interessenten eine Option auf weitere 25 Prozent angeboten. Bei einem geschätzten Preis von 3 Milliarden Mark für diese „Paketlösung“, so Experten, sei die HEW wohl überfordert.

Es bleiben also die nationalen und internationalen Giganten. Der deutsche Vertreter Preag/Bayernwerk ist als Gegenleistung für die Preisgabe alter Vorkaufsrechte in die engste Auswahl aufgenommen worden. Gegen einen Verkauf an dieses Konsortium unter Beteiligung der Preag hat aber bereits das Bundeskartellamt schwere Bedenken angemeldet, weil die Preag sonst in Berlin und Brandenburg endgültig den Energiemarkt beherrschen würde. Diesen Nachteil hätten die beiden US-amerikanischen und der britische Bewerber nicht. Sie versuchen, einen Fuß auf den deutschen Strommarkt zu bekommen, um bei der geplanten Liberalisierung des EU-Strommarktes ihre Kooperationen mit deutschen Industrieunternehmen durch einen eigenen Stromerzeuger absichern zu können. Bernhard Pötter