Immer mehr Kinder beziehen „Stütze“

■ Zahl der Sozialhilfebezieher um die Hälfte auf nunmehr 191.000 gestiegen

Die Zahl der Sozialhilfeempfänger ist in den vergangenen fünf Jahren drastisch gestiegen. Sie erhöhte sich von 130.600 auf rund 191.000. Das entspricht einem Zuwachs um 46 Prozent, wie die Sprecherin der Sozialverwaltung, Gabriele Lukas, sagte.

Dabei habe sich die Zahl der Betroffenen in den östlichen Bezirken auf rund 45.500 mehr als verdoppelt. Entsprechend seien auch die staatlichen Ausgaben gestiegen, sagte Frau Lukas. Mußten 1991 für Gesamtberlin noch 2,4 Milliarden Mark bereitgestellt werden, so waren es 1995 bereits 3,7 Milliarden Mark.

Binnen Jahresfrist erhöhten sich die Aufwendungen für die Sozialhilfe im Ostteil um fast 28 Prozent und damit deutlich stärker als in den westlichen Bezirken (plus vier Prozent), wie Frau Lukas betonte. Zusätzliche Mittel seien im Osten vor allem in die Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Heimen (ein plus von 25 Prozent) und in die Eingliederungshilfe für Behinderte (plus 42 Prozent) geflossen.

Sprunghaft angestiegen ist nach Angaben der Sprecherin in den östlichen Bezirken auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die „Stütze“ beziehen. Die Aufwendungen des Vorjahres in diesem Bereich lägen um fast 30 Prozent über denen von 1994. Dagegen betrage der Zuwachs im Westteil nur rund zwei Prozent. Insgesamt habe sich der Anteil der östlichen Bezirke an den Gesamtausgaben für die Sozialhilfe in Berlin von rund 20 Prozent im Jahr 1994 auf mehr als 25 Prozent im Vorjahr erhöht.

Als Hauptgrund für diese dramatische Entwicklung nannte die Sprecherin Langzeitarbeitslosigkeit. Stark betroffen seien auch Alleinerziehende ohne regelmäßiges Einkommen. Entscheidend gesenkt werden könne die Zahl der Hilfeempfänger nur bei einer Belebung des Arbeitsmarktes, betonte Frau Lukas. Wie weit die Pflegeversicherung zur Kostenentlastung bei der Sozialhilfe beitrage, bleibe noch abzuwarten. Konkrete Angaben lägen bisher nicht vor. ADN