Geld für Jürgen Schneiders Schulden

■ Der zusammengebrochene Baukonzern ist fast verkauft. Gläubiger bekommen acht Prozent ihrer Forderungen

Frankfurt (dpa) – Derweil der Bauunternehmer Jürgen Schneider weiter in Haft sitzt, dürfen seine 2.000 Gläubiger jetzt auf Geld hoffen. Knapp drei Jahre nach dem Zusammenbruch des Immobilienimperiums kündigte der Königsteiner Konkursrichter Axel Rohrbeck jetzt Zahlungen an: „Im Frühjahr 1997 wird es zu einer ersten teilweisen Ausschüttung an die Gläubiger kommen.“ Er erwarte die „vorläufige quotenmäßige Auskehrung“ für Februar oder März. Möglich wird diese erste Zahlung, nachdem Anfang November die seit der Schneider- Flucht im April 1994 in der Schweiz blockierten 250 Millionen Mark an Schneiders Frankfurter Konkursverwalter Gerhard Walter überwiesen worden waren. Zudem konnte der Konkursverwalter von den ehemals knapp 170 Schneider-Immobilien die meisten verkaufen. „Was jetzt noch an Vermögenswerten da ist, ist der Bodensatz, der sich schwer veräußern läßt“, sagte Rohrbeck. Das Büro des Konkursverwalters bestätigte, daß es noch „etwa zehn Objekte gibt, bei denen es Probleme gibt“, darunter ist auch die „Villa Andreae“, Schneiders früherer Firmensitz in Königstein bei Frankfurt.

Am Ende des Konkursverfahrens über das Schneidersche Vermögen – also nach Klärung aller noch vor Gericht anhängigen Anfechtungsklagen – könnten die Gläubiger auf eine Quote von etwa acht Prozent hoffen, hieß es. Im Klartext: Sie müssen 92 Prozent ihrer unbestrittenen Forderungen abschreiben. Beim Zusammenbruch seiner Immobilien-Gruppe hatte Schneider einen Schuldenberg von rund 7,5 Milliarden Mark hinterlassen; dieser Betrag war weniger als zur Hälfte durch den Wert der Objekte gesichert.

Im Konkursverfahren über das Schneidersche Vermögen ist bislang wegen der noch anhängigen Anfechtungsklagen von Gläubigern kein Ende absehbar. Allerdings laufe das Verfahren „wesentlich schneller als üblich und besser, als man es jemals absehen konnte“, so das Büro des Konkursverwalters Walter. Schneider soll Anfang Januar wegen betrügerischen Bankrotts, Betrugs und Kreditbetrugs angeklagt werden.