Nicht reden, sondern handeln

■ Mit einer "kleinen Lösung" will der Verein Lighthouse das Hospiz für Aidskranke 1997 realisieren. Statt eines ganzen Hauses soll eine Wohnung angemietet werden

Was ist nicht schon alles über das Lighthouse geschrieben worden? 1989 versuchten Aids-Aktivisten eine leerstehende Privatklinik in der Methfesselstraße zu besetzen. Ziel war es, ein Hospiz für Aidskranke (ähnlich bereits bestehenden Projekten in Zürich und Amsterdam) einzurichten. 1992 legte die Selbsthilfegruppe HIV e.V. dem damaligen Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) ein Entwicklungskonzept vor. Ein Jahr später verweigerte jedoch Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) die finanzielle Unterstützung.

Nun soll nicht mehr nur über das Projekt geredet, sondern „gehandelt“ werden, sagt Norbert Schwarz, ab Januar als vollbezahlter Projektleiter für die Realisierung des Aids-Hospizes zuständig. „Wir machen keinen Neuanfang, sondern einen Anfang.“

Vereinsinterne Querelen und die ungewisse Frage der Finanzierung haben bislang das Projekt Lighthouse stets versacken lassen. Zwar wurden immer wieder Benefizveranstaltungen durchgeführt und Gelder gesammelt, zu etwas Fassbarem aber kam es nie. Das soll sich ab Januar ändern. Konkrete Pläne für eine sogenannte kleine Lösung liegen vor. „Von der Idee, ein ganzes Haus einzurichten, haben wir uns zunächst verabschiedet“, gibt Norbert Schwarz zu. Statt dessen werde eine Wohnung oder eine Wohnetage angemietet, um sieben oder acht Betten für die Betreuung von Aidskranken in ihrer letzten Lebensphase zur Verfügung stellen zu können. Gespräche mit Hauseigentümern in Wilmersdorf und Charlottenburg laufen bereits.

Allerdings sei es nicht leicht, in einem normalen Mietshaus mit einem gewachsenem Umfeld die notwendige Bereitschaft vorzufinden, mit Aidskranken gemeinsam zu leben. „Ich bin aber optimistisch, daß wir 1997 geeignete Räumlichkeiten finden“, sagt Norbert Schwarz. Voraussetzung bleibe weiterhin eine verkehrstechnisch günstige Anbindung des Hospizes, um Angehörigen regelmäßige Besuche zu ermöglichen.

Mit einer offensiven Öffentlichkeitsarbeit will der Verein ins neue Jahr gehen. Beispielsweise alle Zahlen auf den Tisch legen, um Gerüchten in der Schwulenszene über einen reichen Verein entgegentreten zu können. „Wir haben ein Vereinskapital von cirka 200.000 Mark“, resümiert Norbert Schwarz. Die letzte große Benefizaktion im Prater habe rund 30.000 Mark eingebracht. Weitere Gelder erhofft sich der 15 Mitglieder zählende Verein von dem Verkauf einer CD des Philharmonischen Chores und von einer besonderen Spendenaktion Anfang des Jahres. Studenten der TU haben Entwürfe für ein Hospizgebäude vorgelegt. In der Vorstufe sollen daraus zunächst erst einmal zwei Spendendosenmodelle in Form eines Lighthouses entstehen, die an Tresen aufgestellt und für Handsammlungen genutzt werden.

Daß sich die kleine Lösung des Lighthouses allein aus Spenden finanziert, sieht Norbert Schwarz nicht. „Wir sind weiterhin auf öffentliche Geldgeber wie beispielsweise die Sozialhilfeträger angewiesen.“ Denn nur so könne sichergestellt werden, Aidskranken, die keine eigene Wohnung haben oder in dieser nicht mehr betreut werden können, ein würdiges Sterben zu ermöglichen sowie die Betreuung der Überlebenden zu übernehmen. Jens Rübsam

Die CD des Philharmonischen Chores kann bestellt werden über Lighthouse e.V., Friesenstraße 15, 10965 Berlin. Tel. 69409948. Der Betrag von 25 Mark (zuzüglich 5 Mark Bearbeitungs- und Versandkosten) ist einzuzahlen bei der Bank für Sozialwirtschaft: BLZ 10020500; Kto.-Nr. 3161103